Na toll, jetzt muss ich wegen jedem Schnupfen zum Arzt. Oder gleich ins Spital. Am besten mit der Rettung. Ach, wahrscheinlich reicht eh der Hausarzt. Dass er mir den wegtherapiert, den Schnupfen? Natürlich nicht. Gesund werde ich von allein. Ich verfüge schließlich über ein Immunsystem, oder? Nein, damit er mir in der Nase bohrt. Mit so einem Wattestäbchen. Und nachschaut, ob mein Schnupfen Corona hat. Weil in naher Zukunft die PCR-Tests für Symptomatische anscheinend bloß noch in der Arztpraxis gratis sind. (Die Theorie ist mir ohnedies wurscht.) Hm. Vielleicht sollte man die Tests lieber ganz abschaffen. Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.

In naher Zukunft, wohlgemerkt. Also nicht jetzt jetzt. Sondern jetzt dann. Erst im Sommer. Ab dem 1. Juli ist Corona nämlich Privatsache. Wie ein Schnupfen eben. Mit dem darf ich doch auch anstecken, wen ich will. "Die Pandemie geht, das Virus bleibt", so hat der Gesundheitsminister, der Johannes Rauch, die Situation zusammengefasst. Wohin sie sich vertschüsst, die Pandemie, das hat er allerdings nicht verraten. Interessiert sowieso keinen mehr. Hauptsache, sie ist weg. Blöd halt, dass sie dieses Virus nicht dorthin mitnimmt. Die neue Strategie der Pandemiebekämpfung ist Ignoranz? I wo: Normalität! Bereits zwei Monate früher endet übrigens die Maskenpflicht. Außer für die Beschränkten. Konkret: für die Verkehrsbeschränkten. Sprich für die Infizierten. Oder genau genommen nicht für alle Infizierten, lediglich für die positiv Getesteten. Und die anderen wissen sowieso nicht, dass sie eigentlich eine FFP2-Maske tragen müssten. Oder müssen täten sie ja nur, wenn sie positiv getestet worden wären.
Am 1. Mai können die Negativen und die Ungetesteten jedenfalls feiern. Weil das erstens praktischerweise ein Feiertag ist (Tag der Arbeit) und folglich ein Freitag, der heuer zufällig auf einen Montag fällt (nicht, dass man an jedem Freitag frei hätte), und zweitens ist das diesmal obendrein ein Maskenfreitag. (Die Positiven müssen sich freilich noch bis zum 1. Juli gedulden. He, man könnte den zum neuen Nationalfeiertag machen. Statt dem 26. Oktober. Zum Tag der alten Normalität. Wobei: Aerosol-Orgien werden eh längst wieder veranstaltet. Mit promiskuitivem Händeschütteln. Jeder mit jedem.)
Sogar in hochsensiblen Bereichen fällt die Maske weg. (In Krankenhäusern, beim Arzt, wenn man hustend zum Testen kommt, weil man sich nicht sicher ist, womit man die Mitwartenden infizieren wird . . .) Hoffentlich tragen die Chirurgen noch eine. Oder müssen sich ängstliche Patienten selber eine in den OP mitnehmen, und für den Intubationsschlauch wird halt ein Loch hineingemacht?
Verdammt, ich muss g’schwind noch sämtliche Masken aufkaufen, derer ich habhaft werden kann. Damit ich nachher mehr zum Verbrennen habe? Falsch. (Außerdem: Feuer, CO2, Klima, hallo?) Wozu denn sonst, wenn doch die Maßnahmenverordnung gemistkübelt wird? Eben. Dann kriegt man womöglich keine Masken mehr. Keine Sorge, ich werde sie ausschließlich aus Selbstschutz aufsetzen. Das heißt: wenn ich gesund bin. Niemand wird vor meinen respiratorischen Viren zwangsgeschützt. Versprochen. "Was sind unsere Learnings?", hat der Rauch gefragt. Und das hab ich aus der Pandemie gelernt. Eigenverantwortung. (Ist das ein anderes Wort für Egoismus?)