Froh zu sein bedarf es wenig, doch wer froh ist, ist ein König. So weit, so gut, so gar kein König. Ich kann auch nicht sagen, warum diese Zeilen gerade jetzt durch meinen Kopf geistern. In den Medien tauchen regelmäßig Listen mit jenen Ländern auf, wo der Mensch nach Jahren harter Arbeit am besten seinen Ruhestand verbringen kann. Österreich ist quasi nie dabei. Mexiko zum Beispiel schon. Warum das so ist? Keine Ahnung. Am fehlenden Meeresstrand wird es wohl nicht liegen. Da müssen andere Gründe her.
Werde ich glücklich sein in der Pension in diesem Land mit diesen Leuten? Reden wir in ein paar Jahren weiter. Falls die Welt dann noch steht. Falls ich dann nicht eh längst schon mit der Faustfeuerwaffe in der Hand vom Wirtshaus nach Hause torkeln muss. Falls ausländische Jugendbanden und islamistische Unheilsbringer nicht schon die Kontrolle über unseren Alltag übernommen haben. Falls der Papst noch in Rom sitzt. Falls die Leberkässemmel noch leistbar ist. Falls der Neusiedlersee nicht schon gänzlich ausgetrocknet sein wird. Falls die Milch noch von der Kuh kommt. Und die Straßen nicht voll Klimaaktivisten kleben. Froh zu sein bedarf es wenig? Völliger Quatsch. Mich wundert es nicht, dass dieses Liedchen hauptsächlich im Vorschulalter gesungen wird. Etwas später im Leben schaut die Sache doch deutlich anders aus.
Die vielen Falls in diesem Text sind übrigens allesamt nicht von mir. Die habe ich vom Fernseher, aus dem Internet und aus dem Wirtshaus. Manchmal meine ich, dass das ganze Land sehr dringend eine kollektive Angsttherapie nötig hätte. Und zumindest wenn es nach der Meinung meiner Frau geht, als Allererster ich natürlich auch.
Vielleicht sollten die vom ORF frühmorgens nicht immer nur den Philipp durch die Lande schicken, sondern ab und zu auch einen, der sich um die geistige Gesundheit kümmert. Und ja, wenn es schon um die allgemeine Volksberuhigung geht, ein wenig besser auf unsere GIS-Daten aufpassen könnten die natürlich auch. Früher konnte ich auf der Wohnzimmercouch tiefenentspannt schlummern wie ein Baby, wenn im ORF das richtige Fernsehprogramm gelaufen ist. Heute schrecke ich auf vom Alptraum, dass vom GIS gut grundversorgte Computerhacker an meinem Konto waren. Wenigstens die Schwarzseher dürfen sich sicher fühlen. Wer keine Daten gibt, dem können auch keine Daten gestohlen werden. Wäre ich Schwarzseher, würde ich jetzt breit grinsen wie Buddha unterm Palmenbusch. Froh zu sein bedarf es wenig. So gesehen stimmt das dann wieder.
Wiener Journal: So gesehen stimmt das dann wieder
Schlagworte