Es gibt zu diesem Gedenktag fast nichts, was es nicht gibt: Falco-Musical, Falco-Platte neu editiert, Falco remixed, Falco als Graphic Novel. Die Verwertungsmaschine läuft. Und das tut auch die Zweitverwertungsmaschine zusammen mit der Drittverwertungsmaschine. Und es scheint, man könnte schon die Verwertungsmaschine der Verwertungsmaschine rattern hören. Aber natürlich nur zum Gedenken an den Falken.

Und um dieses noch ein wenig würdevoller zu gestalten, braucht es eigentlich nur noch Falco-Tassen, Falco-Bettwäsche, Falco-Unterhosen (mit dem originellen Aufdruck: Come on Rock me, Amadeus) oder ein Falco-Spiel für die Konsole (Falco reist rückwärts durch die Zeit und spielt mit anderen Komponisten seine größten Hits, besonders gelungen die Arnold-Schönberg-Version von "Vienna Calling").
Natürlich darf man sich auch über interaktive Projekte freuen, wie "Falco - der Poetry Slam", wo 150 junge Poetinnen und Poeten genannte Mittelschüler aus dem Bezirk Mürzzuschlag die Texte von Falco mit persönlichen Erlebnissen aus dem Supermarkt, der Land-Disco oder dem traumatischen Ereignis als der Handy-Akku plötzlich so heiß geworden ist ("Maschine brennt") aufs Originellste miteinander verbinden.
Unbeschreibliche neue literarischen Perspektiven auf Falco liefert naturgemäß auch Andreas Gabalier in seiner neuen Zeitschrift "Andreas Gabalier", wo er in einem höchstpersönlichen Text beschreibt, wie er, Andreas Gabalier, in Falco eine Art Andreas Gabalier der Vergangenheit erkennt, quasi einen Vorläufer in ihm findet - so wie einst Johannes der Täufer für Jesus Christus einer war. Wobei der Vergleich natürlich hinke, meint der Autor Andreas Gabalier selbstkritisch, schließlich hätte Jesus nie so viele Platten verkauft wie er (gemeint ist Andreas Gabalier, nicht Falco).
Ähnlich erschütternde Enthüllungen erwarten das Publikum auch in dem Werk "Der Falke und ich" von Hansi Hölzels ehemaligem Roadie Josef "Pepi" Unleserlich, der in seinem Buch erklärt, das mit dem berühmten "Check it out, Joe" eigentlich immer nur er gemeint war.
Noch überraschender ist die Tatsache, dass André Heller zufällig in einem seiner Ateliers eine alte Aufnahme von Falco findet, auf der die "Raubvogelartigkeit seiner lyrischen Urbanität" (Heller über Falco) "geisterhaft zur Wirklichkeit gerinnt". Das Stück heißt "Versunken im Sound of Musik" und klingt ein bisschen nach André Heller. Was aber wahrscheinlich ein Zufall ist.
Viel realitätsnaher ist da die berührende Geschichte, die Falcos ehemaliger Fahrer von der Tour 85/86 bei "Stöckl" im Fernsehen erzählt, wie der Falke zwischen Linz und Innsbruck im Deutschen Eck auf die Toilette musste und sozusagen in die "Piefkei einebrunzt" hat, wie der Fahrer auch in seinem neuen Buch "Ich und der Falke" äußerst behutsam formuliert.
Künstlerisch noch wertvoller ist da nur der Tatsachenbericht von Falcos ehemaligem Nachbar. In seinem neuen 20-teiligen Podcast "Falko, seine Mama und ich" legt er klar dar, dass die Erfindung des Falco’schen Sprechgesangs auf seinen Raucherhusten in den 70er Jahren in Transdanubien zurückzuführen ist.
Wer dieser Tage allerdings Falcos Grab auf dem Zentralfriedhof besucht, meint, daraus manchmal zu vernehmen: "I drah mir jetzt um, oh-oh!".