Dieses Testauto wird mir länger in Erinnerung bleiben. Nicht, weil es so außergewöhnlich war - ganz im Gegenteil, es handelt sich rein äußerlich um ein Brot- & Butter-Modell -, aber ein anderer Verkehrsteilnehmer fand es offenbar so anziehend, dass er im Rückwärtsgang mit voller Wucht in seine Flanke knallte. Kann passieren. Trotzdem freut mich der unausweichlich folgende Papierkrieg nicht. Mag ich dennoch Positives berichten?

Walter Gröbchen ist Label-Betreiber (www.monkeymusic.at), Musikverleger und Autor in Wien. Mehr Kommentare und Kolumnen auf seinem Blog groebchen.wordpress.com
Walter Gröbchen ist Label-Betreiber (www.monkeymusic.at), Musikverleger und Autor in Wien. Mehr Kommentare und Kolumnen auf seinem Blog groebchen.wordpress.com

Ich mag. Denn der Ford Focus Hatchback 1.0 Ecoboost Hybrid, mit dem ich zwischen Wien und Niederösterreich pendelte, macht viel Fahrspaß. Ähnlich einem zuvor getesteten, höher gestellten und noch fescheren Ford Puma brummt und röhrt dieses Auto wie ein veritabler Sportwagen, hat aber Transportkapazitäten für eine ganze Familie. Und keine erkenntlichen Schwachstellen. Man kann also Freud’ und Nutzwert kombinieren, solange man nicht auf Klima-Kleber stößt. Am Land wurden ja kaum noch welche gesichtet. Ob das 48 Volt-Mild-Hybridsystem des Focus das eigene Gewissen beruhigt, sei dahingestellt - ich halte Fahrzeuge mit dieser Technik, die nicht mindestens 50 Kilometer (also etwa durchschnittliche Stadtwege) ohne Spritverbrennung schaffen, für einen leisen Etikettenschwindel. Und nicht mehr zeitgemäß. Andererseits ist das ständige Mitschleppen von potenten, also schweren Batterien und zwei vollwertigen Motoren auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Insofern nehme ich es Ford nicht übel, wenn der Konzern den Mild-Hybrid-Focus leicht überzuckert als "Einstieg in die Welt der Elektromobilität" verkauft. Denn mit Start-Stopp-System samt Ausroll-Funktion, Zylinder-Deaktivierung und der Ecoboost-Systematik steuert man Effizienz- und Spritsparziele an, die vor einem Jahrzehnt für Volumenmodelle noch utopisch waren (der Hersteller spricht von einer Verringerung des Benzinverbrauchs von bis zu 45 Prozent!). Greenwashing würd’ ich das jedenfalls nicht nennen.

Trotzdem merke ich ein zunehmendes Zögern und Zaudern beim Nachdenken darüber, ob man denn selbst ein solches Auto ordern würde (lang tut’s der private Oldie nicht mehr ...). Ich schreibe diese Kolumne justament an jenem Tag, an dem das EU-Parlament das komplette Aus für Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren ab 2035 abgesegnet hat. Und zwar endgültig, soweit absehbar. Nun kann man natürlich mit der Schulter zucken und eine längere Nutzungsdauer als zwölf Jahre antizipieren, wenn man heute ein solches Vehikel kauft und ökologisch nachhaltig, also tunlichst lange fahren will (gilt die Regelung auch für Mild-Hybride? Oder hat man dieser Technik schon ein Ablaufdatum in den Fahrzeugpass gestempelt?). Aber Zukunftssicherheit ist eine Tochter der Gegenwart, die akut vieles zur Vergangenheit erklärt. Und zwar aus freien Stücken. Aber ohne große Wahlmöglichkeit.

Ich habe jedenfalls den Focus mit dem beschämenden Blechschaden an der Flanke am Straßenrand abgestellt. Er war für ein paar Tage ein treuer Gefährte - und kann nichts für die Skrupel, die unsereiner in Zeiten wie diesen plagen.