Die Madonna soll bei den Grammys wieder einmal viel zu jung für ihr Alter gewesen sein. Seit Tagen wird sie dafür gescholten. Für ihr nicht altersgemäßes "Grammy-Gesicht". Das sei doch Altersdiskriminierung. Sie solle sich gefälligst in ihrer faltigen Haut wohlfühlen und das Alter seinen Job erledigen lassen. Ach so, nein, falsch. Altersdiskriminierung wirft sie ihren Kritikern vor. Eine Priesterin des Jugendkults, hallo? Andererseits ist es ihr Gesicht. Sie kann damit machen, was sie will. Hm. Wurscht. Ihr jugendliches Äußeres ist einem jedenfalls bereits ein bissl unheimlich. Wie bei diesem Dorian Gray. Nur dass die Madonna halt kein Porträt von sich auf dem Dachboden versteckt hat, das an ihrer statt verschrumpelt, sondern einen Schönheitschirurgen. Auf dem Dachboden? Na ja, vielleicht auch irgendwo anders.

So einen kann ich mir zumindest nicht leisten. Einen Dachboden? Aber vor allem keinen Schönheitschirurgen. Ein maskenhaftes Gesicht allerdings durchaus. 50 Cent kostet mich eines. Und nach acht Stunden Tragezeit schmeiß ich es einfach weg. Unlängst hab ich überhaupt einen auf Madonna gemacht und mir zusätzlich zur FFP2-Maske zwei Zopferln geflochten. Zugegeben, den Nasty-Girlie-Look hab ich nicht ganz hingekriegt. Die Lolita-Domina. Doch ich hatte eben bloß die Wahl zwischen Zopferln und - Badehaube. Die Frisur sollte schließlich sowohl bei der Heilmassage als auch bei der Heilgymnastik nicht im Weg sein.
Bei mir lasse sich alles so gut verschieben, hat der junge, blonde Masseur gemeint. "Also, ich bin schwabbelig, meinens." Er dementiert aufs Heftigste. Dann: Ob mir die Stärke so passen würde. "Sie kennan ruhig fester." Darauf er: Ob ich eh keine Osteoporose hätte. Nicht, dass er mir die Rippen bricht. Er hat noch versucht, die Kurve zu kratzen, und gemeint, Osteoporose sei ja keine Frage des Alters, selbst in jungen Jahren könne man das haben. Wie alt ich denn sei. Am liebsten hätte ich geantwortet: "So alt wie Madonna." Worauf er gesagt hätte: "Für Ihr Alter schauns aber eh noch gut aus."
So. Nächsten Dienstag setze ich mir eine Badehaube auf. Basta. Weil ich ab sofort in Würde altern werde. Der Heinz macht mir das freilich grad ziemlich schwer. Er will sich nämlich ein Lifting verpassen. Ein noninvasives. Sprich: Er, der übrigens zwei Jahre jünger als Madonna ist, will einen Sportwagen leasen. "Da Hyundai i20 N is ka Sportwagen." - "Ah, ned?" - "Na, weil er a Hot Hatch is." - "A Hot wos?" - "A schneller Kleinwagen. Ab 50 machst dich mit einem Sportwagen ja lächerlich." - "Und mit einem Hot Hatch?" - "Ganz besonders. Weil das a Auto für Jugendliche is, die sich’s aber ned leisten können." Trotzdem: Er will noch einmal im Leben flotte Kurven fahren. Wie damals mit dem Coupé Fiat. Ich hab mich echt bemüht, ihm das auszureden: "Schau, in dei’m Alter vergeht die Zeit doch sowieso vü schneller. Das kriegst jo goa ned mit, dass dei Renault Clio so lahm beschleunigt." Noch dazu trifft man beim Hyundai i20 N ins Gurtschloss nicht leicht rein.
"Allein fürs Anschnallen hab i zwa Minuten gebraucht." Verdammt. Wenn ihm das schon wie zwei Minuten vorgekommen ist, waren’s vermutlich vier. Und ich werde wohl so um die dreieinhalb benötigen. Wie soll ich auf diesem Beifahrersitz in Würde altern, bitte? Ich könnte mir eine Badehaube . . . - nein, besser nicht.