Der Hörl Franz, wer kennt ihn nicht? Ein beliebter Mensch, der viel zu tun hat. Er ist nämlich Obmann der Bezirksstelle Schwaz der Wirtschaftskammer. Und Landesobmann des Tiroler Wirtschaftsbundes. Und Abgeordneter zum Nationalrat. Und Tourismussprecher seiner Partei. Er betreibt auch ein Hotel in Gerlos. Ebendort ist er auch Geschäftsführer des Skilift-Zentrums. Was sehr gut zu seinem Amt als Obmanns des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft passt. Aber vor allem ist er ein einfacher Tiroler Landwirt. Ein Bergbauer, der sich Sorgen macht. Und darum gibt er manchmal Interviews, wo er sich alles von der Seele reden kann. Denn der Hörl Franz hat Angst vorm Wolf. Und der Umweltministerin. Denn die, so meint er, würde wie alle anderen "Wolfsfreunde" mit "dem Feuer und dem Leben von Mensch und Tier spielen". Es sei schließlich "gefährlich, Großraubtiere ohne jede Kontrolle zuzulassen und in die dicht besiedelten österreichischen Berge zu holen". Und was den Hörl Franz als Landwirt (also nicht als Obmann, Abgeordneter oder Geschäftsführer) besonders ärgere, sei die von den "Wolfsfreunden" gewählte Sprache, wenn es um vom Raubtier gerissene Wesen geht. "Das sind Tiere, die hier geopfert werden. Bei denen man in Kauf nimmt, dass sie zu Hunderten bei lebendigem Leib zerfleischt werden." Jene, die Raubtiere aktiv zurückholen wollen, würden akzeptieren, dass Schafe, Rinder und Ziegen schwer verletzt "unsere Almböden übersäen".

Severin Groebner ist Kabarettist und Autor ("Lexikon der Nichtigkeiten"), alles Wissenswerte über ihn und von ihm gibt es unter http://www.severin-groebner.de. Sein aktuelles Programm heißt "ÜberHaltung".
Severin Groebner ist Kabarettist und Autor ("Lexikon der Nichtigkeiten"), alles Wissenswerte über ihn und von ihm gibt es unter http://www.severin-groebner.de. Sein aktuelles Programm heißt "ÜberHaltung".

Ja, sagt man sich, aber der Wolf hat - bis jetzt - noch keinem Menschen etwas zu Leide getan. Im Gegensatz anderen Sachen, wie etwa dem Skifahren. Das österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit hat Zahlen dazu. Die zeigen, dass in Österreichs Bergen allein im Zeitraum vom 1. November 2022 bis zum 3. Jänner 2023 dreizehn Menschen auf den Pisten ihr Leben gelassen haben. Und dazu kommen noch 505 Verletzte. Der Ski-Tourismus und die Seilbahnen, die die Leute erst in Höhen transportieren, von denen sie sich dann auf präparierten Pisten in den Skiunfall stürzen können, akzeptieren, dass - um es mit den Worten des Hörl Franz zu sagen - "Männer, Frauen und Kinder schwer verletzt unsere zu Skipisten umgewandelte Almböden übersäen". Und bei dreizehn von ihnen nehmen die Verantwortlichen in Kauf, dass sie ihren "lebendigem Leib" auf der Piste verlieren. "Menschen, die geopfert werden", würde der Hörl Franz vielleicht sagen. Dabei sind gesundheitliche Langzeitfolgen wie etwa durch das Apres-Ski (u.a. Geschlechtskrankheiten, Leberschaden, Hey-Baby-Hu-Ha!) in diesen Zahlen noch gar nicht drinnen. Nicht zu vergessen, dass in diesen Statistiken für die letzten zwei Monate des Jahres 2022 die Semesterferienskifahrer und -innen aus Wien, Linz oder Graz 2023 auch noch nicht eingerechnet sind. Gar nicht zu reden von Massen aus München, Augsburg und Nürnberg, die kommende Woche in den bayerischen Winterferien sich in die Alpen aufmachen werden. Um es mit dem Hörl Franz seinen Worten zu sagen: Es ist einfach gefährlich, "Großstädter ohne jede Kontrolle zuzulassen und in die dicht besiedelten österreichischen Berge zu holen". Leider sagt er das aber nicht. Hat wahrscheinlich zuviel zu tun. In der Landwirtschaft natürlich.