Die Debatten über die parteiinternen Konsequenzen der Verluste der SPÖ bei den Kärntner Landtagswahlen haben ein anderes bemerkenswertes Ergebnis dieses Urnengangs in den Hintergrund treten lassen: das Scheitern der Grünen. Angesichts der medial dominanten Berichterstattung über die drohende Erderhitzung und die entsprechende jugendliche Protestkultur hatte man den Eindruck, dass eine Partei, die ganz auf dieses Thema fokussiert ist, nur gewinnen kann. Warum sich viele Menschen dieser Annahme widersetzen, ist eine Überlegung wert.

Es kann mehrere Gründe für diese Verweigerung geben. Möglich, dass viele Wähler den Klimaschutz bei den etablierten Parteien ohnehin gut aufgehoben sehen. Dann müssen sich die Grünen über ihre Daseinsberechtigung verständigen. Oder es herrscht tatsächlich jene Ignoranz gegenüber Klimafragen, die immer wieder behauptet oder unterstellt wird - das wäre prekär. Denkbar aber auch, dass in der Kommunikation zu diesem brisanten Thema etwas grundsätzlich falsch läuft.
Nicht nur in der Klimabewegung, auch in führenden Medien gilt die Empfehlung, nicht mehr vom "Klimawandel", auch nicht nur von einer "Klimakrise" zu sprechen, sondern die drohende "Klimakatastrophe" als Menetekel unserer Zeit an die Wand zu malen. Das klingt plausibel. Und doch passen diese Begriffe nicht wirklich.
Eine Krise ist eine unvorhergesehene Veränderung, das abrupte Ende einer gewohnten Lebensform. Jede Krise bringt eine schmerzhafte Unterscheidung zwischen einem Davor und einem Danach mit sich. In vielen Bereichen stellen Krisen die kurzfristige Störung oder den Zusammenbruch bislang funktionierender Systeme dar, aus denen nach einer mitunter chaotischen Phase eine neue Ordnung entsteht. Von solchen Mechanismen kann beim Klima keine Rede sein. Es bricht nicht plötzlich ein funktionierendes System zusammen, das dann durch staatliche Interventionen rasch wieder ins Gleichgewicht gebracht werden könnte. Die Rede von der Klimakrise weckt aber genau diese falschen Erwartungen.
Noch heikler ist die Beschwörung der Klimakatastrophe. Es wird ein mit religiösen Bildern angereichertes apokalyptisches Schreckbild gezeichnet, um uns zum Handeln zu motivieren. Im Tonfall unduldsamer Propheten werden Klimasünder namhaft gemacht und verurteilt, die Aufforderung, Reue zu zeigen und Buße zu tun, folgt auf dem Fuß. Das führt zur Vorstellung, wir hätten nur mehr die Wahl zwischen Umkehr oder Untergang.
Diese plakative Alles-oder-nichts-Rhetorik verleitet dazu, entweder einem trotzigen Weiter-so zu frönen oder einem hektischen Aktivismus zu verfallen. Solch eine drastische Überzeichnung ist aber vor allem deshalb problematisch, weil sie sich auf einen imaginierten großen Klimakollaps bezieht und dabei die tägliche Realität des Klimawandels aus den Augen verliert. Denn dieser führt zunehmend zu vielen kleinen Katastrophen. Die sind zwar nicht so spektakulär wie das Weltende, aber sie lassen sich lokalisieren, und wir sollten versuchen, ihnen auf mehreren Ebenen zu begegnen.
Der vermeintlich beschönigende Begriff des Klimawandels erweist sich als durchaus realistisch. Im Begriff des Wandels steckt eine Unerbittlichkeit, die präzise beschreibt, was auf uns zukommt. Selbst wenn es gelänge, die CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten radikal zu senken, selbst wenn, was in den Sternen steht, die Energiewende in einem globalen Maßstab durchgesetzt werden könnte, werden die Folgen des fossilen Zeitalters und einer industrialisierten Landwirtschaft für viele Generationen spürbar sein. Wir werden deshalb nicht nur den Klimawandel dämpfen, sondern uns auch an ihn anpassen müssen: technisch, ökonomisch, sozial, intellektuell. Eigentlich ziemlich viele Aufgaben für eine grüne Partei.