Also eigentlich hätte an dieser Stelle etwas anderes stehen sollen. Eine Kolumne über die Frage, wer die Gaspipeline in der Nordsee hat explodieren lassen (albanische Gebirgsjäger? Oder doch die Kampftaucher aus Andorra?), oder ein Text über den chinesischen Volkskongress und Xi Jinping (nach dem Motto: 3.000 Chinesen und ein Pandabär), oder eine kurze Satire über die Biberpopulation auf der Donauinsel im Vergleich zur Situation in Großbritannien (beides ja Inselbewohner). Oder sonst irgendetwas. Vielleicht sogar etwas Relevantes. Oder zumindest Lustiges. Aber es geht nicht, weil sich ständig ein Thema in den Vordergrund drängt, wie ein lästiger Porschefahrer auf der linken Spur: die SPÖ.

Severin Groebner ist Kabarettist und Autor ("Lexikon der Nichtigkeiten"), alles Wissenswerte über ihn und von ihm gibt es unter http://www.severin-groebner.de. Sein aktuelles Programm heißt "ÜberHaltung".
Severin Groebner ist Kabarettist und Autor ("Lexikon der Nichtigkeiten"), alles Wissenswerte über ihn und von ihm gibt es unter http://www.severin-groebner.de. Sein aktuelles Programm heißt "ÜberHaltung".

Ja, es gibt sie noch. Auch außerhalb von Wien. Und nicht nur das, ihre Mitglieder sprechen gerne von der Sozialdemokratie als "Bewegung"? Da fragt man sich schon, warum.

Sicher war sie das einmal, aber mittlerweile vermittelt sie eher das Bild von erstarrten Lavaströmen. Die waren auch einmal in Bewegung, jetzt aber - nachdem die Temperatur gesunken ist - bleiben zwei Sorten von vulkanischem Gestein übrig, das sich zwar nicht von der Stelle rührt, dafür aber einander mit vulkanischer Resthitze hasst.

Klingt langweilig? Ja, ist es auch. Trotzdem kann man nicht wegschauen.

Das liegt auch ein bisschen an den Kombattanten. Man weiß nicht, wen man weniger mag. Auf der einen Seite: die Vorsitzende. Sie hat den Charme der Klassenbesten, die jetzt - zur großen Freude ihrer Mitschüler - ihr vom Lehrpersonal hochgelobtes Referat über die "Rolle der Sozialpartner in der Zweiten Republik" noch einmal halten darf. Und das ist natürlich schön für sie, inhaltlich richtig, ein wichtiges Thema, und das Publikum ist deshalb auch . . . bereits eingeschlafen.

Ihr Kontrahent ist ein Mann, mit dem Charme einer Ausweiskontrolle samt Leibesvisitation. Er ist von Beruf zwar Polizist, klingt aber wie ein Mafiaboss. Wenn er spricht, möchte man ihm eine Katze auf den Schoß legen, um das Bild aus "Der Pate" vollständig zu machen.

Trotzdem hat er in der erstarrten "Bewegung" angeblich viele Fans, wie Umfragen, die er selbst gerne in Auftrag gibt, zeigen sollen. Das spricht vielleicht für ihn, aber auf jeden Fall für die Geschichtsvergessenheit der "Bewegung". Denn wenn im letzten Jahrhundert Polizisten Arbeiterführer waren, dann nur, wenn sie die Arbeiter ins Gefängnis geführt haben.

Aber das hat die Bewegung schon verdrängt. Hat ja auch was anderes zu tun. Denn sie sorgt sich. Um Mitgliederzahlen. Also erstens um die Mitgliederzahlen, die im Sinken sind. Denn die einen wenden sich genervt ab, die anderen sterben. Und dann natürlich um die Mitglieder, die zahlen. Und wo deren Beiträge hinkommen. Ob die von Eisenstadt nach Wien überwiesen werden - oder nicht. Schließlich sind hier Mitglieder am Werk, die alles zahlen. Und zwar zahlen sie alles

. . . einander heim.

Dann sitzt man da und denkt sich: Das ganze Schauspiel ist das Gegenteil von Wrestling. Beim Wrestling geht es um nichts, niemand kommt wirklich zu Schaden, und es ist nur eine blöde Gaudi. Bei der SPÖ aber, geht es um was, es ist blutig, und es macht nicht einmal Spaß zuzusehen.