Im Ferienflieger nach Bari sitzen gezählte 13 Passagiere, also etwas mehr als es Piloten und Besatzung gibt. Kurz fühle ich mich wie Arnold Schwarzenegger, der gerne im Privatjet zum Klimagipfel reist. Dann kommt die Stewardess mit dem obligaten Ferienflieger-Sandwich und schon habe ich mich nicht mehr ganz so gut gefühlt. Das Ferienflieger-Sandwich ist ein Rätsel des modernen Seins. Immer schlabbrig, immer labbrig, immer quasi ungenießbar und trotzdem ruckzuck aufgegessen.
Warum tun selbst ausgewiesene Feinschmecker ihren Magensäften so was an? Geiz, Gier, Langeweile oder Urinstinkt? Ich kann es nicht verlässlich sagen. Bei mir selbst ist es die Gier gewesen. Gleich danach hätte ich einen Magenbitter gebraucht. Gab es natürlich nicht so früh am Morgen.
Wir wollten über Ostern ein paar Tage in den Süden. Ich irgendwohin, wo es warm und gemütlich ist, meine Frau nach Matera. Die kleine Stadt liegt tief versteckt ganz weit unten in Italien und zeichnet sich vor allem durch viele Felsenhöhlen aus, die noch bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein von den ganz Armen bewohnt gewesen sind. Heute sind aus den meisten dieser Höhlen entweder Luxuswohnungen für begüterte Touristen geworden oder Museen, die gegen einen guten Eintritt gerne zeigen, wie schlecht beheizt das Leben damals war. Die ganz Armen haben sie längst woanders untergebracht.
Gefühlt hat es in Apulien die ganze Zeit über geregnet. Ein Foto zeigt die Krobaths beim Fischessen am Strand. Zwei leicht gespreizt grinsende Menschen kauern sich unter einem großen Schirm zusammen und tragen dabei sichtlich zusammengewürfelt jedes warme Kleidungsstück am Körper, das im Koffer zu finden war. Den wenigen Urlaubern im Hintergrund des Bildes geht es genauso. Alle haben alles an, was sie haben. Eine abstruse Mischung aus Gänsehaut, Verzweiflung und Après-Ski in Süditalien. Als kurz die Sonne scheint, lässt die Taube einen dicken Batzen fallen, direkt auf den Ärmel meiner Frau. So schnell vergehen Fröhlichkeit und gute Laune.
Der Taxifahrer vom Flughafen Schwechat hält einen Papierfetzen zwischen Daumen und Zeigefinger, kaum zwei Millimeter groß. Das ist Österreich, meint er, im Vergleich zum Rest. So klein, da kannst du keine Welt retten. Logisch kann es nach der Dürre dauerregnen, ohne dass gleich wieder die Autofahrer schuld sind. In Italien übrigens auch, sagt der Taxifahrer, das hat mit dem Klimawandel rein gar nichts zu tun. Die Grünen, hofft er, gibt es sowieso nicht mehr lang. Ich bin zu feucht, um zu widersprechen.
Wiener Journal: Ich bin zu feucht, um zu widersprechen
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