"Wow, wie in der Steinzeit", hab ich gedacht, als ich unlängst bei der Friedensbrücke den Zebrastreifen über die Lände benutzt habe. "Nur eben draußen auf der Straße und nicht drinnen in der Höhle. Aber ansonsten echt genau wie in der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte."

Nicht, dass sich die Steinzeitmenschen mit Superkleber an ihre Höhlenwände geklebt hätten. Oder doch? Vielleicht hatten die ja ebenfalls so einen Brauch. Oder womöglich eine endzeitliche Klebe-Sekte. Halt bloß noch keinen Superkleber, sondern lediglich den Superwillen, also genug mentale Stärke, um sich stundenlang nicht vom Fleck zu rühren. Jedenfalls haben die schon damals ihre Handabdrücke hinterlassen. Sogar Handnegative. (Hand auf den Felsen pressen, mit der Spraydose drübersprühen, Hand wegnehmen. - Die paläolithischen Graffitikünstler haben bereits Spraydosen besessen? Na ja, oder Strohröhrln. Wo sie die Farbe durchgeblasen haben.) Und neuerdings machen die lebenden Pickerln der Letzten Generation das bei ihrem Morgenritual, wo sie sich dem Frühverkehr beherzt in den Weg kleben, anscheinend auch. Mit oranger Farbe. Ob die Unesco den Zebrastreifen bei der Friedensbrücke bald ins Weltkulturerbe aufnimmt wie dereinst die Chauvet-Höhle? Diese "Klima-Kleber" wollen schließlich ohnehin, dass wir uns steinzeitlich fortbewegen. Tempo 100 auf der Autobahn, bitte! Wozu bräuchte man da noch eine Überholspur? Könnte man aus der locker einen Radweg machen. Und aus dem dritten Streifen die Überholspur für die Radfahrer. Oder man begrünt ihn. Falls ein Hund Gassi muss.
Moment: Der Robert Palfrader von den Kabarettist:innen for Future, der sich am Montag zur Letzten Generation dazugestellt hat, hat in eine Kamera gesagt, die einfachste Methode zur CO2-Reduktion "wäre Tempo 100, 80 und 30". Äh, die wollen schrittweise das Tempolimit auf der Autobahn auf 30 reduzieren? Kann man doch gleich mit dem Rad fahren. Ach so: 100 auf der Autobahn, 80 auf der Landstraße, 30 im Ortsgebiet. Der Heinz ist voll dafür. (Wegen dem Klima.) Sofern das Ganze erst 2028 in Kraft tritt. Also erst wenn der Leasingvertrag für seinen Hot Hatch ausläuft. Weil der Hyundai i20 N kommt immerhin in 6,7 Sekunden von null auf 100. Und wo liegt das Problem? 100, wohlgemerkt. Nicht 130. Ja, eh. Er will sowieso nur einen 100er fahren, der Heinz. Freilich auf der Landstraße. Die hat geilere Kurven und die schönere Aussicht. (Keine Lärmschutzwände!) Typisch. Ein lautes Auto leasen und sich nachher über die schlechte Aussicht auf der Autobahn beschweren. Besonders im M-Modus lärmt es. "N-Modus!", korrigiert mich der Heinz grad. "N wie Nordpol." - "Was braucht a Auto in Österreich an Nordpol-Modus?"
Aha, das N steht entweder für Nürburgring oder für Namyang. Tät beides passen. Diese Essenszusteller sind ja die Formel-1-Fahrer unter den Radlern. Der Heinz verzweifelt: "Namyang wie die Stadt in Südkorea, wo’s das Auto entwickelt ham, ned wie Mjam, die jetzt Foodora heißen." Hm. Was, wenn die Politik früher nachgibt? Dann kann er sich damit trösten, dass er zwar nicht schnell fahren darf, dafür aber schneller dort ist als die andern. Nämlich das Tempolimit erreicht hat. Und an jeder roten Ampel wird der Nebenfahrer das Fenster öffnen und zu ihm rüberrufen: "Und? Wie schnö is Ihrer von null auf 30?"