Mit der Welt stimmt schon wieder etwas nicht. Anscheinend schrumpft sie. Oder bin ich gewachsen? Letztens beim Einkaufen ist es mir jedenfalls so gegangen wie der Alice im Wunderland. Als hätte ich was Falsches gegessen und plötzlich wären die Dinge um mich herum mindestens eine Nummer kleiner.

Okay, ich hab ein bissl zugenommen, also offenbar tatsächlich irgendwelche Wachstumskekse gefuttert, weshalb ich nun eigentlich eine Kleidergröße größer bräuchte. (Na und? Ich zieh eh keine Kleider an. Ich trag Hosen.) Das ist allerdings keine Erklärung dafür, warum jetzt ein Liter Eis oft nur noch 900 Milliliter hat. Oder für die Joghurt-Ebbe. Wieso das Joghurt im Becher langsam verebbt wie das Wasser im Neusiedlersee. Na ja, der Klimawandel, oder? Infolge der Erderwärmung verdunstet das Joghurt eben. Und wenn die Gletscher schmelzen, dann logischerweise das Eis im Tal genauso. Wurscht. Nein, Joghurt. Und Eis. Und genau genommen Mineralwasser. Nach dem hab ich nämlich gegriffen. Sorte Zitrus-Mix. Spritzig. Die Flasche hat sich freilich irgendwie komisch angefühlt. So anders. So . . . mickrig.
Aha, statt der eineinhalb Liter ist bloß noch einer drin. Wenigstens ist der Preis gleich geblieben. 1,19 Euro. Und sie haben das Mineral nicht teurer auch noch gemacht. (Äh, ist es nicht sogar um ein Drittel . . .?) Trotzdem: a Sauerei. Geradezu lebensgefährlich. Würde ich weiterhin jeden Tag eine Flasche davon trinken, bin ich irgendwann verdurstet. Drum hab ich’s zurückgestellt und bin schnurstracks zum Weinregal rübermarschiert. Weinregal? Heult man sich dort aus? Wegen der Preise? (Denn vermutlich ist doch nicht der Klimawandel schuld. Sondern die Fressfeindin des Geldes. Die Inflation.) Haben die Supermärkte inzwischen eine Art Klagemauer? I wo. Außerdem wäre so gesehen jedes Regal ein Weinregal. Ich hab vielmehr das mit dem Alkohol angesteuert. Wau, der billigste Rote kostet lediglich 1,99 Euro. Den nehm‘ ich. Ich schütt‘ ihn sowieso nur weg. Schließlich mag ich keinen Wein. Aber nächste Woche halte ich in einer Galerie eine Eröffnungsrede, und ich hab halt die Erfahrung gemacht, wenn ich währenddessen eine ganze Flasche Wein in mich hineinkippe, krieg ich sogar Zwischenapplaus. Nach jedem ex getrunkenen Achterl. Und am Ende einen regelrechten Beifallssturm. Der Trick ist: Ich muss vorher ein Wunder vollbringen. Traubensaft in Wein verwandeln. Mithilfe von einem . . . Trichter.
Apropos Traubensaft. Oh, ist grad im Angebot. Wenn man zwei Packln nimmt. Früher hätte ich sofort zugegriffen. Und das zweite einfach irgendwann weggeschmissen. Ach, eins muss reichen. Lieber einmal 1,89 Euro zahlen als zweimal 1,49 Euro. Verdammt, ich bring’s nicht über mich, den Wein in den Abfluss . . . Ich werde ihn wohl oder übel trinken müssen. Wegen der Teuerung werde ich noch zur Alkoholikerin. Und vor Publikum . . . irgendwas machen, an das ich mich später nimmer erinnern werde können. Zumindest erspare ich mir die 1,89 Euro für den Traubensaft. He, ich könnte Leitungs- in Mineralwasser mit Zitronengeschmack verwandeln! Die letzte leere Eineinhalb-Liter-Plastikflasche hab ich zwar bereits zerquetscht, kann man aber wieder aufblasen. Leitungswasser rein, fertig. Eventuell muss ich bei dem Wunder ein wenig nachhelfen. Mit zwei, drei Achterln.