Dass es sich um ein literarisches Zitat handelt, kann man als bekannt voraussetzen: "Travnicek, was sagt Ihnen Spanien?" - "Offen gestanden - nichts. Die Stierkämpf´ - a matte

Robert Sedlaczek ist Autor des Buches "Das österreichische Deutsch". Seit 2005 schreibt er für die "Wiener Zeitung".
Robert Sedlaczek ist Autor des Buches "Das österreichische Deutsch". Seit 2005 schreibt er für die "Wiener Zeitung".

Sache... Simmering-Kapfenberg, das nenn´ i Brutalität... Der Malaga is´ ka Heuriger... Und die Regierung? A Diktatur! Aber nix gegn´n Hitler! Wann mi des Reisebüro net vermittelt hätt.. ." Diese Sätze finden sich in dem Sketch "Travnicek im Urlaub". Damit ist die ORF-Sendereihe am 22. Oktober 1958 gestartet worden. Und es war eine Zeit, als in Spanien noch der General Francisco Franco diktatorisch regiert hat.

Helmut Qualtinger hat damit eine unsterbliche Redewendung geschaffen. Schon lange habe ich mich gefragt: Geht sie auf ein konkretes Spielereignis zurück? Oder waren die Auseinandersetzungen auf dem Fußballfeld zwischen dem elften Wiener Gemeindebezirk und der steirischen Stahlstadt generell durch Brutalität gekennzeichnet? Zwei Mannschaften, meist in den Abstiegskampf verstrickt, wenig Geld ... Dort versammeln sich naturgemäß nicht die brillierenden Techniker... Eher jene Spieler, die sich durch körperlichen Einsatz auszeichnen, die Eisenhaxen.. .

In einem von Elke Murlasits und Maria Froihofer herausgegebenen Band mit dem Titel "Kicken" wird die Herkunft des geflügelten Wortes enthüllt. Das Grazer "Büro der Erinnerungen" hat Interviews mit den damaligen Kapfenberger Fußballern gemacht. Und siehe da, das Zitat geht auf ein ganz bestimmtes Spiel mit zahlreichen harten Attacken zurück.

In der 9. Runde der Staatsliga A kommt es am 27. Oktober 1956 zum Treffen zwischen dem 1. Simmeringer SC und dem SV Kapfenberg. Rund 4500 Fans pilgern ins Stadion, auf der Tribüne soll auch der damals 29-jährige Qualtinger gesessen sein. Der entscheidende Zwischenfall ereignet sich kurz vor Spiel ende. Kapfenbergs Linksaußen Heli Hauberger stößt mit dem Simmeringer Tormann Bruno Engelmaier zusammen. Hauberger erleidet einen Beinbruch. "Es hat einen Kracher gemacht, wie wenn eine Zaunlatte abbricht", erinnert sich sein Spielerkollege Ernst Kolar. "Das war ein offener Bruch!" Als ein anderer Kapfenberger das sieht, fällt er in Ohnmacht. "Er hat die Augen verdreht und ist umgefallen wie ein Stückl Holz."

Es war aber nicht der einzige verhängnisvolle Zusammenstoß in diesem Match. Einige Zeit vorher, bei einem Pressball, ist dem Spieler Otto Gollnhuber der Fuß ausgekegelt worden. "Dem ist das Knie so rüber gestanden... Und da sitzt drei Meter von der Linie entfernt ein Arzt, der kräult unter dem Geländer durch und sagt: Burschen, kommts her, haltets ihn.. . Und auf einmal hat es einen Rucker gemacht, und der Fuß war wieder drin. Der Gollnhuber ist aufgestanden, konnte wieder rennen und hat keinen Schmerz mehr g´habt."

Was mich überrascht: Die interviewten Ex-Kicker haben rückblickend nicht das Gefühl, dass es bei dem Spiel brutal zugegangen ist. Ernst Kolar: "Es war ein schnelles und hartes Spiel. Das gebe ich zu. Aber ohne zu foulen." Allerdings räumen die Zeitzeugen ein, dass beim SV Kapfenberg raue Sitten geherrscht haben. So erinnert sich Karl Egger an einen Zwischenfall, bei dem sein Spielerkollege Kolar der Leidtragende war: "Der Ernstl war ja sicherlich lange Zeit der beste Stopper, der Verteidiger von Österreich. Und dem hab ich beim Training den Ball zwischen die Füße geschoben." Dieses Gurkerl hat den Ernstl schwer deprimiert. Und dann hat sich der Kolar in der Kabine auch noch über den Gefoppten lustig gemacht. "Der war daraufhin so zornig, hat sich umgedreht und mir barfüßig in den Hintern getreten. Und bricht si´ den Zech´n!"