Severin Groebner ist Kabarettist, Autor und Gründungsmitglied der "Letzten Wiener Lesebühne". Sein neues Buch mit zahlreichen Kolumnen (unter anderem auch aus der "Wiener Zeitung") heißt "Lexikon der Nichtigkeiten" und ist im Satyr-Verlag (Berlin) erschienen.
Severin Groebner ist Kabarettist, Autor und Gründungsmitglied der "Letzten Wiener Lesebühne". Sein neues Buch mit zahlreichen Kolumnen (unter anderem auch aus der "Wiener Zeitung") heißt "Lexikon der Nichtigkeiten" und ist im Satyr-Verlag (Berlin) erschienen.

Die österreichischen UN-Soldaten geben ihre Mission zur Friedens-

sicherung auf. Was logisch ist, da gerade dort Bürgerkrieg herrscht. Und wo Krieg ist, kann man keinen Frieden sichern. Dafür übernehmen jetzt Truppen von den Fidschi-

Inseln das UN-Mandat auf den Golan-Höhen. Die haben seit 2006 eine Militärdiktatur, die sind

einiges gewohnt.

Aber ist das nicht eine Chance, auch andere unliebsame Aufgaben, für

die wir international bekannt sind, abzugeben?

Wie wäre es etwa, wenn wir uns für einen Nachfolger für das Ausrichten des Neujahrskonzerts umsehen würden? Schön wäre es doch, wenn wir dieses Musik-Event gewinnbringend an einen taiwanesischen Industriekonzern verkaufen könnten und anstelle unserer Wiener Philharmoniker spielen dann 200 ostasiatische Industrieroboter: Bibi bip bibi bip bibi bipbipbip.

Auch die FPÖ, für deren wunderbar gereimte Wahlplakate wir internationales Aufsehen genießen, hat ja kürzlich verkündet, sie hätte noch nie und würde auch nie einen Wahlkampf auf Kosten der Ausländer machen. Vielleicht könnte die British National Party in diese klaffende lyrische Lücke springen und aus dem verschämten "Pummerin statt Muezzin" das klarere "Muslims go to hell, Big Ben is our bell" machen?

Warum sich auch zu der unwirtlichsten Zeit des Jahres in lächerlichen mit Firmenlogos übersäten Strampelanzügen in den Alpen auf zwei Brettln verschneite Abfahrten hinunterquälen? Die Niederländer können das doch mindestens

genau so gut. Und die Bergbahnen von Peter Schröcksnadel brauchen sie ja trotzdem.

Ja, sogar einzelne österreichische Lichtgestalten wie Arnold Schwarzenegger sind ersetzbar. Sollen doch Chuck Norris, Vin Diesel oder Lara Croft für den Posten als kalifornischer Gouverneur kandidieren. Die Ausbildung dazu - in Filmen rumballern - haben sie bereits. Und statt Felix Baumgartner stürzt sich das nächste Mal eben Tobey Maguire aus der Stratosphäre in die Tiefe. Der ist als ehemaliger Spiderman-Darsteller waghalsige Stunts gewöhnt und hat auch in "Der große Gatsby" gerade bewiesen, dass er mit Millionären umzugehen weiß. Und selbst für den freundschaftlichen Umgang mit kasachischen Potentaten braucht es nicht unbedingt einen Alfred Gusenbauer. Das kann sein deutscher Parteifreund und Politikpensionistenkollege Gerhard Schröder mindestens genauso gut.

Schließlich werden wir uns auch noch aus dem berühmteste Stück Musiktheater über Österreich "The Sound of Music" elegant zurückziehen. Aus der österreichisch-jüdischen Trapp-Familie, die aus Salzburg über die Berge singend vor den Nazis in die Schweiz flüchtet, wird jetzt die ungarisch-jüdische Csák-Familie, die über die österreichischen Alpen vor Viktor Orbán und der Jobbik-Partei singend in die Schweiz flüchtet. Dort wird sie allerdings, wegen des gerade verschärften Asylrechts, nicht aufgenommen. Kein Happyend, dafür doppelte Strecke und es wird weniger gejodelt. Und dann sind wir glücklich! Denn dann haben wir endlich mit der ganzen Welt nichts mehr zu tun.