
Groß war der Aufschrei in der österreichischen Kulturwelt, als der ORF meinte, er müsste aus ökonomischen Gründen aus der ältesten Literatur-Casting-Show des deutschen Sprachraums aussteigen. Das Spardiktat greift um sich. Nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien hat es nun das Kärntner Kulturleben erreicht.
Doch die künstlerische Empörung hat sich zu Unrecht artikuliert, konnte man doch dieser Tage einem kleinformatigen Fachblatt für politische Paranoia und pickerten Patriotismus entnehmen, dass der ORF dafür eine Serie mit Armin Assinger in der Hauptrolle dreht. Wer kann hier also noch behaupten, der ORF verabschiede sich aus dem Kulturleben, wenn der gleichzeitig mit einem derartigen künstlerischen Kapazunder, diesem Klaus Maria Brandauer der Lagerhaus-Werbung, zusammenarbeitet? Und Armin Assinger ist ja auch Kärntner. Selbstverständlich steht auch sein schauspielerisches Talent außer Frage. Denn wer ihn einmal nur erlebt hat, mit welchem Einsatz er
in der "Millionen-Show" den bildungsfernen Hinterwäldler mimt,
ist sich sicher: Da hat einer ganz, ganz großes Talent.
Insofern ist der ORF auch weiterhin gut beraten, den Kulturbegriff und Bildungsauftrag weiter zu fassen. Man könnte doch das Klagenfurter Wettlesen einfach durch die jährliche Autoren-Lesung aus Armin "Adorno" Assingers Buch "Auch Sieger haben Angst" ersetzen. Anschließend gibt es statt den "Science Busters" dann "Armins Schneegestöber" - ein innovatives Outdoor-Format, in dem der
promovierte Physiker und Diplom-Meteorologe Assinger vor einer Kärntner Skihütte die Unterschiede zwischen "owefoan", "owesausen", und "owebrettern" veranschaulicht.
Und selbst die Fußstapfen eines Marcel Prawy dürften einem wie dem Armin nicht zu groß sein. Warum denn nicht die Salzburger Festspiele vom Doktor der Musikwissenschaft Assinger heimatlich aufbereiten lassen? Da darf man
sich nicht nur auf die innovativ gestaltete Aussprache von Komponisten wie Claude Debussy ("De Bussi"), Gaetano Donizetti ("Gät ano") und Dmitri Schostakowitsch ("Sch . . . Sch . . . scho . . . zefix!") freuen, sondern mindestens ebenso auf die Zusammenfassung der Libretti.
Mozarts "Cosi fan tutte" etwa: "Oiso, da gibt’s zwa fesche Burschen, die wos mit zwa fesche Maderln zom san. Oba dann tuan’s wett’n mit
dem Alfonso. Der is lei ka Guada. Die wetten nämlih, ob ihrane Weiba a wirklih ihna treu san, vastehts? Dann tuans so tuan, als dadatns in Kriag ziagn. Oba in Wirklihkeit kummans zruck und tuan die Weibaleit n’Kopf fadrahn. Und
dann wird des total kombliziat. Am besten es schaut’s ofah noch, in de Büha. Auf jeden Foi wirds sichalih a Fetzn Gaudi."
Und wenn dann das österreichische Kulturleben so komplett in die marktkompatible Verwertungskette eingebunden ist, der Gegensatz zwischen Kunst und Sport endlich aufgehoben, dann wird Michael Köhlmeier ÖSV-Präsident und eröffnet die Ski-WM in Neusiedl am See mit einer achtstündigen Lesung.
Der ORF überträgt natürlich live.