Severin Groebner ist Kabarettist, Autor und Gründungsmitglied der "Letzten Wiener Lesebühne". Sein neues Buch mit zahlreichen Kolumnen (unter anderem auch aus der "Wiener Zeitung") heißt "Lexikon der Nichtigkeiten" und ist im Satyr-Verlag (Berlin) erschienen.
Severin Groebner ist Kabarettist, Autor und Gründungsmitglied der "Letzten Wiener Lesebühne". Sein neues Buch mit zahlreichen Kolumnen (unter anderem auch aus der "Wiener Zeitung") heißt "Lexikon der Nichtigkeiten" und ist im Satyr-Verlag (Berlin) erschienen.

Die Krisen-Diplomatie um die Krim und die Ukraine steuert einem neuen Höhepunkt zu. Sogar die Hausmeisterin der EU, Angela Merkel, hat sich jetzt zu Wort gemeldet und sogenannte scharfe Worte formuliert. Leider klingen die immer so, als würde sie am Uckermärker Bauernmarkt eingelegtes Gemüse anpreisen. Selbst in Deutschland hat das kaum einer mitgekriegt, da der eine Teil des Landes gerade zur Melodie von "Guantanamera" "Armer Uli Hoeneß, so ein armer Uli Hoeneß!" singt, während der andere sich zart grinsend ein neues Bier aufmacht und seinen BVB-Schal zurechtzupft.

In Österreich dagegen steht ein ganz anderes Thema im Mittelpunkt. Nein, nicht das Urteil gegen Ernst Strasser. Ist ja noch nicht rechtskräftig. Auch nicht die Hypo-Pleite. Wir verdrängen lieber, dass wir den ganzen Schas am

Ende zahlen werden müssen. Nein, die Frage, die dieser Tage allen unter den Nägeln brennt, ist: Wer wird neuer Burgtheater-Direktor?

Lassen Sie uns also einen Blick auf die möglichen Hartmann-Nachfolger werfen.

Als erster Kandidat fällt einem da natürlich ein Mann ein, der seit Jahren sehr erfolgreich im Bereich der Kultur und in der an sie grenzenden Steinwüste tätig ist. Er steht für frische Konzepte, mutige Ansätze, neue Wege. Quasi ein Peymann des 21. Jahrhunderts, nur absolut frei vom Verdacht, ein Naheverhältnis zu irgendeiner Ideologie zu besitzen. Was er anfasst, wird zu Gold, so raunt man sich zu, und das könnte die Burg doch gerade brauchen. Warum nicht also: Stefan Raab! Als geübter Selbstdarsteller könnte er die grinsende Außenwirkung des ersten Theaters deutscher Zunge garantieren, neue Sponsoren ans Haus binden (ProSieben) und die Burg für neue künstlerische Formen öffnen ("Schlag den Burgtheaterdirektor"). Was wäre auch schlecht daran, im Haus am Ring auch mal den Song Contest zu veranstalten? Gut, dazu müsste ihn Österreich zuerst einmal gewinnen. Nachteile: Der Mann ist gelernter Fleischhauer und "Deitscha".

Dann vielleicht ein Eingeborener. Ein echter Wiener, der alle Höhen und Tiefen des Lebens kennt, über internationale Erfahrung verfügt, ein Mann mit legendärer Strahlkraft, der gerade erst bewiesen hat, dass er genau so wenig Spaß versteht wie sein potenzielles Hietzinger Abonnenten-Publikum: Niki Lauda!

Gut, er hat keine Ahnung von Theater, aber dafür hat er gelernt, sich sehr schnell im Kreis zu bewegen. Und das ist im Wiener Kulturleben sicher von Vorteil.

Oder aber der vielleicht größte Illusionist, den dieses Land vor kurzem hervor gebracht hat. Ein Magier, der den theatralischen Auftritt ebenso beherrscht wie das Jonglieren von heißen Worthülsen. Und das alles, ohne dass jemand anderer oder er selbst durchschaut, was er wirklich tut: Sebastian Kurz.

Allerdings könnte man dann gleich Angela Merkel nehmen. Die schupft doch das Burgtheater mit links, wenn sie schon die ganze österreichische Außenpolitik so nebenbei mit macht.

Und das stört ja auch keinen.