Wissen Sie, was ein Xylospongium ist? Was sich durchaus als Frage für die "Millionenshow" eignen würde, hätte im alten Rom jedes Kind beantworten können: Bei besagtem Utensil handelte es sich um einen Schwamm, der auf einem Stock steckte, und mit dem man sich nach Verrichtung der großen Not den Hintern säuberte. Dabei konnte es allerdings leicht passieren, dass man interessierte Zuseher hatte: Die Toilette war im alten Rom keineswegs ein stilles Örtchen, sondern ein Raum geselligen Gemeinschaftserlebnisses. Die Sitze in den öffentlichen Bedürfnisanstalten waren weder durch Wände noch Vorhänge voneinander getrennt; man saß in einem Gemeinschaftsraum und konnte sich mit den übrigen Besuchern während des "Geschäftes" unterhalten. "Consessores" nannte man diese "zusammen Sitzenden".
So alltäglich waren die Gespräche in den öffentlichen Latrinen, dass Roms satirische Dichter auch diese Gepflogenheit aufs Korn nahmen: "Wenn Vacerra in allen öffentlichen Bedürfnisanstalten Stunden verbringt und dort den ganzen Tag sitzt, dann möchte Vacerra gern speisen, nicht kacken." Die Pointe besteht darin, dass es üblich war, Freunde und Bekannte, die man zufällig in der Stadt traf, zum Essen einzuladen. Der erwähnte Vacerra wird vom Dichter Martial (1. Jh. n. Chr.) als ein Schnorrer entlarvt, der sich in öffentlichen Latrinen herumtrieb, um von den Sitznachbarn zu einem Gratisessen eingeladen zu werden.
So modern, ja mitunter geradezu prächtig Roms antike öffentliche Toilette-Anlagen waren, so einfach waren die sanitären Einrichtungen der Unterschicht. Ihre Mitglieder lebten meist in mehrstöckigen Häusern, deren obere Geschoße besonders unbeliebt waren, da man sich dorthin mühsam über Leitern oder enge Stiegen hinaufkämpfen musste. Mehr als einen Nachttopf, eine "matella", gab es in den hoch gelegenen Quartieren an Sanitäranlagen nicht. Die Entsorgung dieser Leibschüsseln erfolgte häufig durchs Fenster direkt auf die Straße. Wohl existieren römische Gesetzestexte, die ein solches Entsorgen der Fäkalien streng verbieten, - geholfen haben sie nur bedingt.
Die Erleichterung an Hausecken, auf öffentlichen Plätzen oder gar auf Friedhöfen war ebenfalls verpönt: "Cacator, cave malum!" (Kacker, pass auf, dass es dir nicht schlecht ergeht!), stand auf Wänden in Pompeji geschrieben. Um der Drohung das nötige Gewicht zu geben, beschwor eine in Roms Titusthermen gefundene Inschrift sogar den Zorn der Götter: "Die zwölf Götter und Göttinnen sowie Jupiter, den Größten und Besten, soll jeder gegen sich aufbringen, der hier pinkelt oder kackt!"