
Während sich die ganze Welt angesichts von Donald Trump fragt, wie tief das Niveau in einem Wahlkampf noch sinken kann, weiß man als Österreicher: Da ist noch Luft nach unten.
Deshalb freut man sich, wenn ganz andere Meldungen auch ins Großhirn flattern: Wien möchte seine Verwaltung verschlanken.
Das ist freilich eine Mammutaufgabe und bedarf einer neuen Kommission, zusammengesetzt aus vielerlei Spitzenbeamten, die neu eingestellt werden müssen. Die denken dann lange darüber nach, und am Ende kommt heraus, dass man noch weitere zehn Jahre darüber nachdenken müsse. Wozu man natürlich neuerlich Spitzenbeamte einstellen müsse. Freilich könnte man auch einen radikalen wie pragmatischen Schritt wagen. So besitzt Wien nicht nur 23 Bezirke und also 23 Bezirksvorsteher, sondern auch noch 46 Bezirksvorsteherstellvertreter. Diese verdienen - laut einer in dem erfreulicherweise wiedererstandenen Magazin "Datum" im Vorjahr publizierten Reportage - 4292 Euro im Monat. Also 4292 mal 46, mal 12... das sind 2.369.184 Euronen im Jahr. Auf gut Wienerisch: zwa Mille und a poa Zaquetschte.
Nicht wenig Gerschtl, vor allem wenn man bedenkt, dass man gar nicht weiß, was die genau tun. Das weiß man bei den Bezirksvorstehern selbst (10.042 Euro pro Monat) ja auch nicht wirklich. Gut, sie können Bezirksfeste eröffnen und Kindergärten besuchen, im Altenheim koffeinfreien Kaffee trinken und sich über die aktuelle Lage der Hundstrümmerlentwicklung in der Seitengasse hinterm Espresso "Erni" stirnrunzelnd von aufgebrachten Bürgern informieren lassen. Ja... eh... schön. Für sie. Aber wir sind doch im 21. Jahrhundert, und da könnte man dieses immens wichtige Grüßaugustanforderungsprofil auch durch einen smarten Bio-Tech-Roboter erledigen lassen, der stets freundlich "Aha", "Oje", "Ja, da schau her!" und "Ich werde mich darum kümmern" sagt. Bei dem einen oder anderen Bezirksvorsteher hat man ohnehin das Gefühl, der wäre einer.
Ähnlich revolutionär ist allerdings die kolportierte Idee, die Wiener Bezirke neu zu ordnen. Aber nach welchen Kriterien? Wie wär es nach sozio-ökonomischen? Dann könnte man Döbling, Währing und Hietzing zum Upperclass-Bezirk "Nöbling" vereinigen, im Gegenzug aus Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Hernals die Underdog-Zone "Wasschaustsodeppertding" formen. Das Areal innerhalb des Gürtels, das mal der 3., 4., 5., 6., 7., 8. und 9. war, würde zum neubürgerlichen "Sofeschsammadaheim", die FPÖ-affinen Randzonen des 11., 21., 22. und 23. zu "Dunichthierdaheim" und die dazwischen liegenden Bezirke Leopoldstadt und Brigittenau werden zur "Begegnungszone", wo sich die politischen Kontrahenten gegenseitig als "Nazis" und "Volksverräter" beschimpfen und nur mit Gewalt von Banden aus tschetschenischen Kleinkriminellen getrennt werden können. Die Innenstadt selbst wird überdacht, kostet Eintritt und heißt "Original Vienna Museumsshop" und Favoriten... bleibt wie es ist. Nein? Schade. Aber wie auch eine Neuordnung aussieht, Wien hat auf jeden Fall jetzt einen neuen Werbeslogan: "Wien - Jetzt. Für immer." Und damit ist man schon sehr nah an Hans Weigels Urteil, das da lautete: "Wien bleibt Wien. Und das geschieht ihm ganz recht."