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Die verlorene Würde des FCB

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht erst zu sorgen. Insofern könnte man mit dem FC Bayern fast Mitleid haben - wenn nur Empathie nicht prinzipiell und ganz besonders im Münchner Fußballverständnis eine eher schwach ausgeprägte Tugend wäre. Also reagiert die Öffentlichkeit mehr mit Schadenfreude denn mit Mitgefühl auf die 2:3-Niederlage gegen Dortmund, die den Liga-Vorsprung der Schwarz-Gelben auf die fünftplatzierten Münchner auf sieben Punkte anwachsen und den Nimbus der national lange unanfechtbaren Mannen von der Säbener Straße proportional dazu weiter schrumpfen ließ. Wenngleich diese die Ironie des Fußballs einholt, dass dies ausgerechnet nach einer der besseren Saisonleistungen der Fall ist, sind viele Probleme hausgemacht: Auf dem Trainerstuhl herrschte zuletzt ein Kommen und Gehen, in der Kaderpolitik hat man es verabsäumt, junge Talente heranzuführen, die Altstars sind teilweise über ihrem Zenit und scheinen nicht nur von den Weißwürsten satt. Dazu kommt das Bild, das der FC Bayern nach außen abgibt: Nicht einmal einen Monat ist es her, dass die Chefetage sich in einem Rundumschlag gegen allzu kritische Medien bemüßigt fühlte, Artikel 1 des Grundrechts zu zitieren: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Was seither passiert ist? Gewohntes Gepolter von Klubchef Uli Hoeneß, hämische öffentliche Kritik am Trainer von der Frau eines Spielers, beim Dortmund-Spiel am Schiedsrichter von einer anderen und eine (angebliche) Handgreiflichkeit von Franck Ribéry gegen einen TV-Experten. Auf dem Rasen werden sich die Bayern mittelfristig wohl erholen - wenn sie nicht abseits davon zu sehr am Verlust ihrer Würde arbeiten. Denn dazu braucht’s nicht einmal übertriebenen Spott von außen. Ein FC Hollywood kann das offenbar auch in Eigenregie.