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Sherlock Facebook

Von Edwin Baumgartner

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Ja, früher . . . Früher hat man einen Detektiv beauftragt. Er ist der oder dem des Fremdganges Verdächtigten nachgeschlichen, zumeist bei Regenwetter, hat ins Schlafzimmer gelinst, im Moment der Annäherung die Kamera gezückt und beim Kuss auf deren Auslöser gedrückt. Heute kann jeder nach Belieben seinen aktuellen Partner, seinen Ex oder seinen Wunschpartner ausspionieren. Holmes ist abgemeldet, Facebook hat den Markt der Beziehungsschnüffelei übernommen. "Wieso bist du mit deiner Ex befreundet?" - "Du hast das Katzenbild von deinem Ex sogar geliked." - "Und du hast ihr Wombatfoto mit dem Kommentar ,supersüs‘ versehen." - "Du hast unter das Katzenbild ein Herzchenaugen-Smiley gemacht." - "Aber nur aus Rache, für das ,supersüs‘. Übrigens schreibt man ,süß‘ mit scharfem S."

So läuft das heute. Und zwar laut einer von der Partnervermittlungsagentur ElitePartner in Auftrag gegebenen Studie über die Auswirkungen des Smartphones auf Beziehungen. Ihr zufolge nützen immer mehr Menschen das Handy und die sozialen Netzwerke, um ihre Partner zu überwachen, aber auch, um Ex-Partner auf einer anderen Ebene weiter festzuhalten und auszuspionieren. Allerdings hat sich herausgestellt, dass die meisten Menschen auf Facebook ihren Beziehungsstatus verbergen oder falsche Angaben machen.

Letzten Endes hat der gute alte Detektiv doch nicht ganz ausgedient. Nur eine kleine Verschiebung der Aufgaben ist eingetreten. "Sherlock Holmes und das Wombat-Foto" - so gehen Schnüfflergeschichten von heute.