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Zum Abschied eine 1993-Party

Von Bernhard Baumgartner

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Bernhard Baumgartner ist Redakteur im Kultur-Ressort der "Wiener Zeitung".
© WZ / Thomas Seifert

Am 1. Dezember darf der Pop-Sender Viva noch seinen Geburtstag feiern. Es ist der 25ste. Und zugleich der letzte. Denn mit Jahresende zieht der Konzern Viacom endgültig den Stecker bei den rauchenden Trümmern dessen, was einmal ein stolzes Lifestyle-Symbol einer ganzen Generation war. Am allerletzten Tag kehrt man sozusagen symbolisch noch einmal zu den Wurzeln zurück und spielt Popmusik aus den Anfangstagen. Damit man noch einmal so richtig in Erinnerungen schwelgen kann, so zwischen Backstreet-Boys-Poster und Inline-Skates. Denn kaum ein Sender verkörperte derart das Lebensgefühl der 90er Jahre wie Viva. Wenig ist von dem Experimentierfeld geblieben, auf dem Stefan Raab Ukulele spielte, Mola Adebisi moderierte und Heike Makatsch zu dem wurde, was man später "Girlie" nannte. Charlotte Roche, Sarah Kuttner, Oliver Pocher - die Namensliste jener Stars, die sich das erste Mal auf Viva blamierten, ist schier endlos. Viva, das war mehr als ein paar Musikvideos, Viva war die erste "eigene Wohnung" vieler heute Mittvierziger, ein Safe Space in der sonst von asozialen Talkshows und mies synchronisierten US-Serien vollgestopften Senderlandschaft. Ein kleines Bisschen wohl dosierte Anarchie, als das Internet noch etwas für Nerds war und man für Computerspiele noch nicht die Kühlanlage eines kleinen Kernkraftwerks brauchte. Heute hat ein Geschäftsmodell wie Viva, wie so vieles, keine Chance mehr. Das macht uns das Ende von Viva schmerzlich bewusst.