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In Wien kocht jeder sein Süppchen

Von Christian Mayr

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Ein neues Rapid-Stadion hier, eine runderneuerte Austria-Arena da, ein neues Nationalstadion vielleicht auch irgendwo, ebenso wie eine Multifunktionshalle: Diese locker in die Milliarde gehenden Projekte verdeutlichen sehr anschaulich, wie fahrlässig und planlos eigentlich mit dem (großteils) Geld der Steuerzahler umgegangen wird. Jeder will irgendwo in Wien was supertolles Neues bauen, aber ein Gesamtkonzept dahinter wird sträflich vermisst. Ja, man schafft es nicht einmal, sinnvolle Projekt örtlich zusammenzuspannen. Da kündigt die Stadt Wien vor kurzem den Bau einer Event-Arena für 20.000 Zuschauer um mindestens 200 Millionen Euro an - und erwähnt mit keinem Wort, dass Bund/ÖFB/Stadt Wien bereits seit mehr als drei Jahren um ein neues und dringend benötigtes Nationstadion ringen. Kostenpunkt: auch so zirka 300 Millionen Euro. Geimeinsame Standorte prüfen, Ausschreibungen komprimieren, Synergieeffekte nutzen - keine Rede davon! Vielmehr scheint es, als wolle die eine Partei (SPÖ/Rathaus) der anderen (FPÖ/Sportministerium) eines auswischen. Und während all das in der Schwebe ist (etwa, ob das Happel-Oval im Prater womöglich geschleift wird), verkündet Rapid ebendort den Bau eines neue Trainingszentrums für wohlfeile 25 Millionen Euro. Blöd natürlich, dass man das nicht gleich in Hütteldorf errichten konnte, somit kann auch das keine ideale Lösung sein. Erst recht, wenn im Prater jahrelang Baustelle herrscht oder die Nationalarena dort ganz absiedelt. Und schließlich will der ÖFB in Wien auch ein neues Trainingszentrum samt Hauptquartier bauen lassen - hoffentlich wird wenigstens das mit einem etwaigen neuen Stadion verknüpft. So braucht man sich jedenfalls nicht zu wundern, wenn internationale Veranstaltungen seit Jahren einen Bogen um die angebliche Sportstadt machen.