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Ein Schwamm ist traurig

Von Christina Böck

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Da sitzt er, der Schwamm, und weint seine typischen Sprühtränen. Wie sie nun einmal trauern, diese Comicfiguren. Das Internet war am Mittwoch voll mit Bildern dieser Art, von Spongebob, dem Schwamm in kurzen Hosen, der am Grabstein seines Erfinders Stephen Hillenburg bitterlich heult. Der Trickfilm-Schöpfer ist am Montag mit nur 57 Jahren der Nervenkrankheit ALS erlegen.

Das ist nicht nur wegen des wenig fortgeschrittenen Alters des TV-Künstlers tragisch, es ist auch ein harter Schlag für das Genre absurde Kinderunterhaltung mit Erwachsenen-Mehrwert.

1997 stellte Hillenburg seine Serie beim Sender Nickelodeon vor. Er kam im Hawaii-Hemd und hatte seine ulkige Unterwasser-Crew als Figürchen in einem Terrarium mit. Die Präsentation wirkte - und das tat auch die Serie selbst. Denn Hillenburg, der als junger Mann im Ocean Institute in Kalifornien Kindern Gezeiten, nautische Geschichte und anderes Meereswissen vermittelte, tat etwas Entscheidendes: Er nahm sein junges Publikum mit seinen Blödeleien ernst. Und auch wenn Spongebob Schwammkopf schließlich zu einem gigantischen bis enervierenden Vermarktungserfolg geriet, war das nicht das ursprüngliche Ziel seiner Erfindung - anders als bei vielen heute gängigen MerchandiseOrgien im Kinder- und Jugendbereich. In Bikini Bottom wurde wahrscheinlich zum letzten Mal
a priori an die Köpfe der Kinder gedacht und nicht an die Kreditkarten ihrer Eltern. Ein schmerzlicher Verlust für alle, die Albernheit echt ernst nehmen.