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Die Apotheke, der Greißler von heute

Von Eva Stanzl

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Eva Stanzl ist Redakteurin im Ressort "Feuilleton".
© Luiza Puiu

Ein Medikament ist ein Mittel, das mindestens einen Wirkstoff enthält. Da aber die Wirkung homöopathischer Globuli nicht nachweisbar sei, sollten diese aus den Apotheken verschwinden, fordert der Dachverband der Europäischen Akademien der Wissenschaften. Auf keinen Fall, entgegnen die Ärztekammern: Homöopathische Arzneien seien nachgefragt und bei Selbstmedikation sei die Fachberatung unverzichtbar. Stimmt. Eine Apotheke ist eine Facheinrichtung. Globuli stellen in der Klaviatur ihrer Produktpalette jedoch nur eine Oktave dar und sind nur die Spitze des Eisbergs.

So eine Apotheke hat eine ganz andere Aura als zum Beispiel ein Zuckerlgeschäft. Man gewinnt gleich den Eindruck, dass alles Angebotene gefühlte acht Mal klinisch getestet wurde. In einer Apotheke ist ein Sackerl Eibischteigzuckerl keine Süßigkeit, sondern ein Hustenmittel, eine Gesichtscreme kein Kosmetikum, sondern eine Heilsalbe, ein Lidschatten ein Rettungsanker für Allergiker und Nahrungsergänzung etwas für krankhaft Übergewichtige. Die Wirkung macht nicht nur gesund, sondern auch schön, leicht, froh und satt. Die Apotheke ist der Greißler von heute und ein One-Stop-Shop. Vielbeschäftigte bekommen alles für Bares plus medizinischen Rat - selbst wenn sie kein einziges homöopathisches Mittelchen kaufen. Was davon wirkt, müssen sie selbst entdecken. Laut einer Prüfung durch die unabhängige Cochrane Review sind nur 44 Prozent der schulmedizinischen Wirkstoffe und Therapien mehrfach geprüft.