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Frisch geladen

Von Walter Gröbchen

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"Klapprad mitnehmen!" Auch eine Möglichkeit im Irrgarten für E-Auto-Novizen (2).


Man steigt nicht einfach ein und fährt drauflos. Diese essenzielle Lektion für E-Auto-Nutzer muss ich mir jedes Mal wieder vergegenwärtigen, wenn ich - eigentlich längst kein Frischling mehr auf dem Gebiet - ein rein elektrisches Vehikel lenke. Denn dann gibt es, anders als bei Hybrid-Fahrzeugen und natürlich althergebrachten Verbrennern, kein Netz und keinen doppelten Boden, was den Aktionsradius betrifft. Man lernt, Routen zu planen. Die (noch dazu extrem zeitraubende) Schmach, bei einer Wirtin oder einem Bauern am Land darum bitten zu müssen, ein Stromkabel durchs Fenster ans Hausnetz hängen zu dürfen, tut man sich nur im äußersten Notfall an. Wenn man Glück hat, findet man im Stall einen Starkstromanschluss. Und wertet das lautstarke Muhen der Kühe nicht als Kommentar zur misslichen Situation.

Aber so weit habe ich es nicht kommen lassen. Sie erinnern sich an meine vorwöchige Kolumne? Nach dem - zugebenermaßen: tölpelhaften - Versuch, mein Test-Auto bei einer noch nicht freigeschalteten Smatrics-Elektrotankstelle aufzuladen (immerhin eine Empfehlung des bordeigenen Navigationssystems!), besann ich mich der Plugsurfing-App, die ich - passend zum beigestellten Ladechip - flugs zur App-Sammlung auf meinem Smartphone fügte. Was hatte die anzubieten? Hoffentlich nicht die Gratis-Tanksäule beim nächstgelegenen Supermarkt, die mir schon einmal ("Derzeit leider nicht verfügbar") auch nur das geringste Quantum Strom verweigert hatte. Ich wollte aber für den Feiertags-Ausflug zu meiner in achtzig Kilometer Entfernung wohnhaften Mutter auf Nummer sicher gehen. "Europas größtes Netzwerk für Elektroauto-Ladestationen" (so die Eigenwerbung von Plugsurfing) konnte da sicher nützlich sein. Was zeigte es an? Ah, eine relativ nahe und noch dazu schnelle - 2 x Typ 2 mit 22 Kilowattstunden Kapazität, rund um die Uhr nutzbar - Tankstelle in der Nähe des historischen Wasserturms am Wienerberg. Heissa!

Ich fuhr also hin. Waren ja nur ein paar Kilometer. Aber da war - nichts. Nur winterliche Kälte, Einsamkeit, Trostlosigkeit. War ich schon komplett gaga? Ich fuhr mehrere Runden um die angezeigte Adresse, verbrauchte Strom, den ich eigentlich dringend benötigte, und fand einfach keine Elektro-Zapfsäule. An der nahegelegenen altmodischen (Benzin-)Tankstelle schüttelten sie ebenfalls den Kopf. Eine Strom-Quelle? Nie davon gehört. Wahrscheinlich hielten die mich für einen Spinner. Oder einen Provokateur aus dem Tesla-Versuchslabor.

Daheim fand ich dann, doch etwas erzürnt, einen ziemlich versteckten Eintrag in einem E-Auto-Expertenforum. "Ladestation ist nicht öffentlich zugänglich, sorry." Schönen Dank auch. Vielleicht kann man das ja den Plugsurfing-Spezis weitersagen? Das Ende der Geschichte: Ich hing nach weiterer Recherche über Nacht, wenig elegant, an einer öffentlichen Zapfsäule von Wien-Energie. Am nächsten Vormittag war das Auto zu immerhin 85 Prozent geladen. Warum nicht ganz? Und zu welchem Preis (in jeder Hinsicht)? Darüber wird noch zu berichten sein.