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Der Wissenschafter als Rassist

Von Edwin Baumgartner

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Das Cold Spring Harbor Laboratory auf Long Island teilt in einem Kommuniqué mit, dass es James Watson die Titel des emeritierten Kanzlers, des Ehrentreuhänders und einen emeritierten Professorentitel aberkennt. Der Grund: Watson habe sich rassistisch geäußert, indem er behauptete, Schwarze seien aufgrund ihrer Gene weniger intelligent als Weiße.

Da möchte man spontan dem Cold Spring Laboratory gratulieren, so widerlich ist die Bemerkung Watsons. Und, ja: Man ist nicht in Ehrfurcht erstarrt vor der Tatsache, dass der Molekularbiologe zusammen mit Francis Crick das Doppelhelixmodell der DNS entdeckt und dafür den Nobelpreis bekommen hat.

Bei genauerem Hinsehen bekommt man dann doch ein flaues Gefühl, denn der 90-Jährige lebt laut BBC in einem Pflegeheim und soll die Umwelt nur eingeschränkt wahrnehmen. Muss man angesichts dessen jede Äußerung auf die Goldwaage legen?

Andererseits: Watson fiel schon früher durch rassistische Äußerungen auf, und er forderte, dass eine Frau das Recht auf Abtreibung haben müsse, wenn aus der Genanalyse des Fötus hervorginge, das Kind würde homosexuell werden.

Da fragt man sich dann eher, weshalb das Cold Spring Harbor Laboratory mit seinem Schritt so lange gewartet hat. Auf einen aller Wahrscheinlichkeit nach Wehrlosen einzuschlagen, ist halt nicht sehr ehrenwert - nicht einmal dann, wenn er jeden dieser Hiebe mit der Moralkeule redlich verdient hat.