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Von Aufdeckern und Erpressern

Von Christian Mayr

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Gut und Böse sind keine absolut gesetzten moralischen Kategorien - das wissen wir seit Friedrich Nietzsche. Dass es sich dabei um keine komplizierte philosophische Erkenntnis handelt, führt uns gerade der Sport vor Augen. Konkret das seit dem Jahr 2016 fortgeschriebene Empörungsstück namens "Football Leaks", das die üblen Machenschaften und Finanztricks im Fußball aufgedeckt hat. Basis waren stets "geleakte" - also ungeschönt ausgedrückt: illegal besorgte - Papiere, die nach deren Veröffentlichung Branchensuperstars wie Cristiano Ronaldo und José Mourinho ordentlich in Troubles mit der Finanz brachten. Die Aufdecker wurden gefeiert, die zahlende Fußballmasse durfte sich angewidert abwenden. So weit, so klar - die Gut-und-Böse-Rollen waren eindeutig verteilt. Doch jetzt stellt sich heraus, dass ein Mastermind dieser Hacker nicht ein selbstloser Fußballromantiker war, sondern ein krimineller Erpresser, der auch nur seinen Teil vom Kuchen des Milliardenbusiness’ haben wollte. Der 30-jährige Portugiese, der nun in Ungarn in Haft sitzt, soll nämlich zunächst von FC Porto, Benfica und Sporting Millionen gefordert haben - und erst als diese nicht zahlten, die gestohlenen Daten veröffentlicht haben. Womit nun das gravierende Problem auftaucht, dass mit diesen Leaks stets weitere Interessen bedient werden, die die Medienkonsumenten und -schaffenden nicht im Entferntesten erahnen können. Und wenn es gerade nicht passt, dann wird sogar von Letzteren nicht der Inhalt der Papiere konzertiert angeprangert, sondern der Akt des Publizierens an sich. Etwa als zuletzt offenkundig russische Hacker auch westliche Sportler mit klaren Beweisen in die Nähe von Doping rückten. War das nicht gut? Oder böse?