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Man muss sich nicht alles anhören

Von Christina Böck

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Vor acht Monaten wollte Spotify die Sache noch selbst in die Hand nehmen. Nachdem Vorwürfe gegen den US-Musiker R.Kelly laut wurden, dass er mehrere Frauen sexuell missbraucht haben soll, nahm der Streamingdienst die Lieder des Sängers aus seinen Playlisten. Die Musik des R‘n‘B-Musikers war zwar noch anwählbar, wurde aber von Spotify nicht mehr durch die von dem Dienst verbreiteten Liederlisten beworben.

Das geschah unter der Devise einer neuen "Hate Content and Hateful Conduct Policy" - die wird unterstützt von einem Programm, das sogenannte Hass-Inhalte aufspüren soll. Das mag auf den ersten Blick wie eine doch recht kuriose Einmischung eines Dienstleisters in die Vorlieben seiner Kunden anmuten. Das tut es aber nur für all jene, die Spotify nicht sehr gut kennen. Denn der Streamingdienst kümmert sich recht wenig um die Vorlieben seiner Kunden, er ist mehr damit beschäftigt, diese Vorlieben mit algorithmischen Vorschlägen zu formen.

Das Vorgehen hat Spotify dann wieder eingeschränkt, nun hat man eine neue Lösung gefunden. Die User dürfen jetzt selbst entscheiden, ob sie einen Künstler blockieren wollen oder doch nicht. Und es muss nicht einmal ein moralischer Grund vorliegen, man kann das sogar tun, weil einem die Musik einfach nicht gefällt. Ein kleiner Triumph des freien Willens, der sich einzig der Sorge des Unternehmens verdankt, dass sein Image darunter leidet, wenn es sich nicht von umstrittenen Künstlern distanziert.