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Wichtiger als Rekordjagden

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer

Am Dienstag ist es so weit, dann wird nicht nur die Ski-WM 2019 ihren sportlichen Anfang nehmen, sondern auch der erste Akt eines Endes gegeben. Lindsey Vonn geht als alles andere als Favoritin ins Rennen, für viele ist sie es dennoch - in sentimentaler Hinsicht. Denn nachdem Vonn an ihrem Vorhaben, den Rekord an Weltcup-Siegen von Ingemar Stenmark zu brechen, knapp gescheitert ist, bestreitet sie noch den WM-Super-G und die WM-Abfahrt - dann ist Schluss für eine Karriere, die sich längst nicht nur an Bestmarken bemisst. Als sie 2007/08 zum ersten Mal den Gesamtweltcup holte, war George W. Bush noch US-Präsident, Italien Fußball-Weltmeister und Mikaela Shiffrin gerade einmal zwölf Jahre alt. "Schlimm zu sehen, wenn ein Sportler gezwungen ist, seine Karriere aufgrund von Verletzungen zu beenden", schrieb sie noch vor wenigen Wochen auf Twitter, als Tennisspieler Andy Murray unter Tränen seinen Rücktritt angekündigt hatte. Nun musste Vonn dasselbe tun. "Mein Körper ist gebrochen, er ist nicht mehr zu reparieren und lässt mich nicht die letzte Saison bestreiten, von der ich geträumt habe", sagte sie vergangene Woche. Mit einem solchen Körper Skirennen zu bestreiten, ist ein Risiko, das freilich für Hobbyfahrer nicht zur Nachahmung empfohlen ist. Doch Vonn ist - wie andere Spitzensportlerinnen und -sportler - eben auch für ihren Tanz am Limit bekannt. Man kann sie mögen oder nicht, man konnte durchaus auch genervt sein von ihrem verbissenen (und erfolglosen) Kampf, ein Männerrennen bestreiten zu dürfen, ihrer Rekordjagd und ihrer Extrovertiertheit. Doch all das hat dazu beigetragen, die Marke Lindsey Vonn - und damit den Skisport - weltweit bekannter zu machen. Nach der WM wird sie sich zurückziehen; sie hoffe, irgendwann auch mit ihren Kindern noch Ski fahren zu können, sagte sie.

Es wäre ein Sieg, der ihr mehr zu gönnen wäre als jeder Rekord.