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Ein Anachronismus und die Alternativen

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer

Für Fans von Red Bull Salzburg kommt das Aufleben einer Diskussion, die ohnehin schon seit Jahren in Wellen über den internationalen Fußball herein-, dann aber immer wieder abbricht, ein halbes Jahr zu spät. Am Mittwoch und Donnerstag will das Exekutivkomitee des europäischen Fußballverbandes Uefa bei seiner Tagung in Rom also über die Abschaffung der Auswärtstorregel diskutieren. Eine Entscheidung wird zwar noch nicht erwartet, die Tendenz geht aber klar in diese Richtung. Wäre die Regel schon länger gestrichen, wer weiß, ob dann nicht Salzburg statt Roter Stern Belgrad im Herbst in der Gruppenphase der Champions League gespielt hätte. Immerhin haben die Salzburger nach einem 0:0 in Belgrad zu Hause bereits mit 2:0 geführt, ehe die Serben mit dem Mut der Verzweiflung noch zwei Tore erzielten und sich damit - trotz eines Gleichstands im Gesamtscore und spielerischer Unterlegenheit - in die Gruppenphase katapultierten. Solche und ähnliche dramatische, bisweilen auch skurrile Geschichten schreibt der internationale Fußball nun schon seit 1965 - einer Zeit also, in der der Heimvorteil aufgrund der Rahmenbedingungen noch deutlich größer war als heutzutage im bis auf den kleinsten Rasenhalm durchprofessionalisierten Sport, in dem die Auswärtstorregel zu Recht als Anachronismus gilt. Doch: Was ist die Alternative? Bei gleicher Anzahl an Toren in jedem Fall - und nicht nur, wie jetzt Usus bei exakt demselben Ergebnis - Verlängerungen durchzuführen, würde deren Zahl und damit die Strapazen beträchtlich erhöhen - und damit jene Teams bevorzugen, die über mehr Breite im Kader (also: mehr Geld) verfügen. Stattdessen die Entscheidung gleich vom Elfmeterpunkt herbeizuführen, würde wiederum dem Faktor Glück eine größere Rolle beimessen. So oder so gilt: Es jedem recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Und das ist vielleicht in Zeiten des Überreglements die gute Nachricht: An Emotionalität wird die Debatte nichts verlieren.