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Alt und krank, aber zufrieden

Von Bernhard Baumgartner

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Das Alter und seine Umstände sind ein Thema, mit dem man in der Regel wenig Begeisterung auslöst. In einer Gesellschaft, die Jugend, Aktivität und Gesundheit propagiert, wird man mit Alter, Einschränkung und Krankheit wenig gewinnen. Und genau das ist ein Problem. Denn ein vorbereitetes, weniger tabuisiertes Altern würde viele Probleme erst gar nicht zu solchen machen. Dennoch zeigt eine neue "Hochaltrigenstudie" mit 400 befragten Hochaltrigen, die in Wien, der Steiermark sowohl in Pflegeeinrichtungen als auch Privathaushalten leben, ein differenziertes Bild. Die über 80-Jährigen sind zum hohen Grad (73 Prozent) multimorbid und nehmen mehr als fünf Medikamente täglich. 40 Prozent haben zudem Einschränkungen, etwa zehn Prozent leiden an depressiven Stimmungen und 14 Prozent gaben an, sich einsam zu fühlen. Aber so zeigen sich erstaunliche 75 Prozent mit ihrer Lebenssituation als sehr oder eher zufrieden. Dieses auf den ersten Blick paradoxe Ergebnis zeigt einen hohen Grad an Anpassungsfähigkeit an die altersgemäßen Umstände. Diese könnten freilich noch besser sein, denn zwar gab etwa rund ein Drittel Kontinenzprobleme an, hat aber in der Mehrzahl noch nie mit einem Arzt darüber gesprochen. Ein Problem ist auch, dass die Menschen trotz offensichtlicher Dringlichkeit kaum bereit sind, Verfügungserklärungen für spätere Pflegebedürftigkeit zu machen. Das Thema wird ausgeblendet. Mehr Beratung und Reflexion tut hier dringend not. Verdrängung bringt gar nichts.