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Kaiser Franz-Josef von und zu Seefeld

Von Christoph Rella

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Wenn auch die aktuellen Schlagzeilen ein anderes Bild zeichnen - dennoch gibt es sie: Die Guten im nordischen Skizirkus. (Nach dem heutigen Kenntnisstand zu schließen.) Und zu diesen Guten zählt gewiss der Überraschungskombinierer bei der Ski-WM in Seefeld, Franz-Josef Rehrl. Viel hat nicht gefehlt, und er hätte nach Bronze von der Großschanze und im Team-Sprint am Donnerstag beinahe noch eins draufgelegt und auch auf der Normalschanze eine Medaille geholt. Und auch wenn es nur für Blech reichte, ein "kaiserlicher Auftritt" war Rehrls bisherige Performance allemal.

Dass ihm bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang trotz Führung im Springen Edelmetall in der Kombination versagt blieb (und er "nur" Gesamt-13. wurde), muss ihn nicht mehr wurmen, spornte doch diese vermeintliche Niederlage den "Kaiser" erst recht zu Höchstleistungen an. Der Turbo, den er in der laufenden Saison zündete - seit Dezember kam Rehrl bei allen Rennen unter den Top Ten -, katapultierte ihn schließlich im Jänner ganz nach oben, als er in Chaux-Neuve seine ersten zwei Weltcupsiege feierte.

Dabei ist es nicht nur der Erfolg, der Rehrl zum Sympathieträger macht, sondern auch vor allem sein authentischer Charakter. Der breite Grinser in seinem Gesicht nach geglücktem Rennabschluss ist mittlerweile ebenso zu einem Markenzeichen geworden wie sein bescheidenes Auftreten vor der Kamera und in den sozialen Medien. Persönliche Einblicke liefert auch seine Homepage, wo ihn Bilder beim Schneeschaufeln und Tandemspringen zeigen.

Kurz gesagt: ein liaber Bua. Und ein großer Athlet. Dass das Bild nun ausgerechnet bei der Heim-WM durch eine Doping-Affäre getrübt wird, ist schade. Anders muss man froh sein: Wären die Guten - Rehrl, Bernhard Gruber oder auch die ÖSV-Springerinnen und Springer - nicht, von Seefeld 2019 blieben wohl nur Trümmer.