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Die Weisheit in der Mitte

Von Christina Böck

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Man kann der Kulturstadträtin ein Gespür für Timing nicht absprechen. Rund um den Weltfrauentag die neue Leitung der Kunsthalle zu präsentieren, die aus gleich drei Frauen besteht, ist ein cleverer Schachzug. Dass dann natürlich auch die Rechnerei anfängt, damit hat sie, nun ja, rechnen müssen: Ob die drei Leiterinnen denn nun dreimal das Gehalt des scheidenden Hallendirektors erhalten oder doch eher diese Summe auf drei aufgeteilt wird? Veronica Kaup-Hasler beantwortete die Frage bei der Präsentation salomonisch: "Weder noch. Die Weisheit liegt in der Mitte." Und das ist bei einem Leitungsteam auch - selbst wenn die Gender-Paygap-Keule hier so verführerisch auf dem Tisch liegt - logisch, wie selbst die von Kaup-Hasler auserwählten Leiterinnen beteuerten.

Die größte Herausforderung für Ivet Curlin, Sabina Sabolovic und Natasa Ilic wird es wohl sein, die Kunsthalle wieder vom sperrigen Image zu befreien, das sie unter Nicolaus Schafhausen erhalten hat. Noch einmal verkopft-politisches Nischenprogramm für Kunsthipster wird die Kunsthalle nicht vertragen. Daher ist es nicht nur erfreulich, sondern auch unabdingbar, dass die neue Leitung Publikum anpeilt, das die Kunsthalle bisher nicht besucht hat. Es wäre freilich schon ein Fortschritt, wenn das Publikum wiederkehrt, das nun nicht mehr kam. Kaup-Hasler beeilte sich zu versichern: "Das ist aber kein Commitment für niederschwellige und populäre Kunst!" Warum aber eigentlich nicht? Da könnte ja auch die Weisheit in der Mitte liegen.