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Weil Wissenschaft laut werden muss

Von Eva Stanzl

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Eva Stanzl ist Redakteurin im Ressort "Feuilleton".
© Luiza Puiu

Tausende deutsche, österreichische und Schweizer Wissenschafterinnen und Wissenschafter stellen sich hinter die junge Umweltbewegung "Fridays for Future". Sie beziehen Position für konsequente Maßnahmen gegen die Erderwärmung, weil die Politik dies verabsäumt. Das ist richtig so.

Schon die griechische Mythologie lehrt, dass Wissende für die Fakten eintreten müssen. Hätten die Trojaner auf Kassandras Vorhersagen gehört, wäre das Holzpferd samt Inhalt vor den Stadtmauern versauert.

Dass die Wissende kein Gehör fand, änderte nichts an ihrer Pflicht, ihr Wissen zu teilen. Anders als der Rest wusste sie nämlich Bescheid, was der Fall war. Wer bezweifelt, dass 2+2 vier ergibt, muss des Besseren überzeugt werden.

Freilich können sich Einsichten überholen. Aber Fakten bleiben objektiv richtig - die Gravitation ist keine Ansichtssache. Aus diesem Grund dürfen Wissenschafter Menschen, die Fakten ignorieren, nicht neutral gegenüberstehen. Sondern sie haben die Pflicht, für das Erwiesene Lanzen zu brechen und Konsequenzen zu fordern, so wie jetzt, um den Klimawandel zu stoppen. Sie müssen objektiv an die Arbeit gehen, dürfen sich von keiner Interessensgruppe beeinflussen lassen. Doch wenn die Arbeit Ergebnisse liefert, für die es sich zu kämpfen lohnt, müssen auch Forscher laut werden. Bestimmten NGOs das Wort zu reden, wäre unzulässig. Aber Fakten sind Fakten, und nur, weil diese auch von Aktivisten propagiert werden, werden sie nicht unrichtig.