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Doper, lasst die Polizisten schreiben

Von Christoph Rella

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Neulich in der kleinen, aber gut sortierten Lieblingsbuchhandlung ums Eck: Der Blick wandert über die ausgestellten Titel, dann die Überraschung: "Der Weg zurück" von Johannes Dürr steht da auf rot-weiß-rotem Einband. Lesen die Besitzer des Buchladens keine Zeitung? Jedenfalls dürfte dieses Buch nach all dem, was seit der jüngsten Doping-Razzia bei der WM in Seefeld so über den Autor und manche Langlaufkollegen bekannt wurde, nicht mehr als Bestseller taugen. Weil alles eine Lüge war. Dürr dopte, obwohl er schon gesperrt war, weiter. Jetzt drohen ihm ein Strafverfahren und eine lebenslange Sperre.

Für den interessierten Leser heißt das wohl, dass man nicht immer alles glauben sollte, was zur Schriftstellerei neigende Athleten so zu erzählen haben und hatten. Wo die Tinte locker fließt, sind Heuchlerei und Unaufrichtigkeit offenbar nicht weit. Man denke etwa an ÖSV-Langläufer Walter Mayer, der sich im Jahr 2000 im Buch "Von Pfeif’n und Trott’ln" erst den Dopern gewidmet, später aber selbst eine Karriere als Doping-Coach hingelegt hatte. Mittlerweile vergessen ist auch die Biographie "Jede Sekunde zählt" des Radsportlers Lance Armstrong aus dem Jahr 2003, in welcher der US-Amerikaner zwar seiner Krebserkrankung einigen Platz einräumt, seine geheimen Aktivitäten in Sachen Doping freilich mit keinem Wort erwähnt.

So gesehen muss man fast froh sein, dass sich die Zahl der Doper unter den Buchschreibern bisher in Grenzen gehalten hat und nicht auch ein Wolfgang Perner oder Bernhard Kohl auf die glorreiche Idee kamen. Wer dopt, dient dem Sport (und den Buchhandlungen) nämlich mehr, wenn er einfach zur Polizei geht und die Beamten (mit-)schreiben lässt.