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Gernot Blümels Balkanroute

Von Bernd Vasari

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Nur 9,24 Prozent erreichte die ÖVP bei der vergangenen Wien-Wahl. Ein historischer Tiefstand. Für mehr Erfolg bei der kommenden Wahl im nächsten Jahr soll nun Gernot Blümel sorgen, der als Spitzenkandidat antreten wird. 20 Prozent will er mit der ÖVP gewinnen, so sein Ziel. Ein Ziel, das bis jetzt milde belächelt wurde. Blümel hat keine Themen vorzuweisen. Bei den Wiener Wählern ist er weitgehend unbekannt. Noch dazu ist er derzeit gar nicht im Wiener Rathaus tätig, sondern EU-, Medien- und Kulturminister der Bundesregierung. Wie soll also die Verdoppelung des vergangenen Wahlergebnisses auch nur ansatzweise gelingen? Die Antwort ist 66 Meter hoch und soll auf dem Heumarkt im 3. Bezirk gebaut werden: Der geplante Heumarkt-Turm des Immobilien-Investors Michael Tojner.

Das Projekt sorgte seit Anfang an für Aufregung in der Wiener Bevölkerung. Schließlich gefährdet der Turm den Weltkulturerbestatus des historischen Zentrums der Stadt. Nachdem die rot-grüne Stadtregierung trotzdem für eine Widmung stimmte, setzte die Unesco das Zentrum auf die Liste des gefährdeten Welterbes. Ein Gutachten bestätigt nun, dass Wien mit dem geplanten Turm seinen Status tatsächlich verlieren wird. Unwahrscheinlich, dass sich die rot-grüne Stadtregierung davon beeindrucken lässt. Doch es gibt jemanden, der den Bau des Turms stoppen kann: Kulturminister Gernot Blümel. Zur Wahrung des Weltkulturerbes hat er die Möglichkeit, der Stadt eine Weisung zu erteilen. Das werde er auch tun, kündigt Blümel nun an.

Bis 8. April hat die Stadt Zeit, das Problem zu lösen. Egal, ob sie es tun wird, oder nicht. Blümel hat das letzte Wort. Er kann sich nun an die Fahnen heften, das Weltkulturerbe gerettet zu haben. Wie Sebastian Kurz mit der geschlossenen Balkanroute vor zwei Jahren, hat auch Blümel sein Thema für die Wien-Wahl.