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Redeverweigerung im Polit-Diskurs

Von Christina Böck

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Es ist ein kurioses Phänomen. Seit Mitte der Woche beschäftigte sich die linke Klientel der österreichischen Twitterblase mit der Frage: Warum man auf gar keinen Fall Einladungen in eine Talkshow annehmen sollte, in der auch Rechtsextreme am Tisch sitzen. Wortreich erklärten Menschen, die sich mit dem Thema lange beschäftigt haben, warum sie nicht mit den Protagonisten dieses Themas sprechen. Nun fand die Diskussionssendung natürlich aber trotzdem statt, und zwar schlussendlich mit niemandem als Gegengewicht zu den rechtsextremen Gästen. Das war auf Twitter selbstredend wieder Debatte, das Wehklagen über die unausgewogene Einladungspolitik war groß.

Es ist eigentlich eine einfache Rechnung: Wenn man jemandem nicht kontern will, dann hat derjenige eben die doppelte Sendezeit für seine Sicht der Dinge - und das auch noch unwidersprochen. So kann ganz normaler zwischenmenschlicher Austausch nicht funktionieren und schon gar kein politischer Diskurs, der ja auch gesellschaftliche Auswirkungen hat. Es hat eigentlich noch nie geklappt, wenn man über Probleme einfach gar nicht geredet hat. Dass viele, die die entsprechende Boulevard-Zeitung nicht einmal mit der Kneifzange angreifen würden, diese Woche gefeiert haben, wie Wolfgang Fellner den Chef der Identitären im TV-Interview einen "Nazioasch" genannt hat, zeigt, welche Form des "Diskurses" man sich da wohl wünscht. Ob das für die Atmosphäre im Land wirklich wünschenswert ist, kann jeder für sich entscheiden.