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Wer kapituliert, verliert

Von Christian Mayr

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"Eine bessere Atmosphäre und mehr Stimmung": Im Oktober 1992 wählte die Wiener Austria vor dem entscheidenden Rückspiel in der Champions-League-Qualifikation gegen den FC Brügge den kontroversiellen Umzug vom Prater- ins Hanappi-Stadion. Passiert ist nichts - die Königsklassen-Premiere wurde trotz eines 3:1-Sieges verpasst, und die Rapid-Fans haben ob der möglichen Entweihung von "St.Hanappi" auch keinen Stunk gemacht. 27Jahre später wird vor dem Cup-Finale Rapid gegen Salzburg am 1. Mai in der Austria-Heimstätte Generali-Arena genau umgekehrt argumentiert: Die bessere Stimmung gäbe es im großen Happel-Stadion (48.500) und nicht im 17.500 Zuschauer fassenden neuen Schmuckkästchen am Verteilerkreis. Sagt jedenfalls allen voran Rapid, wo vehement Druck auf eine Verlegung gemacht wird. Jetzt kann man durchaus diskutieren, wie sinnvoll es ist, ein ÖFB-Cup-Finale gleich für vier Jahre - ungeachtet der Finalisten - an einen Standort zu vergeben; aber es ist heuchlerisch (von Rapid), wenn der wahre Grund für die geforderte Verlegung extra nicht angesprochen wird. Denn ein Hochsicherheitsspiel wird das Pokalfinale ja nur wegen der ständigen Krawalle der Rapid-Fans (Stichwort: Schneebälle auf die Tangente). Daher taten ÖFB und die Austria als Gastgeber gut daran, nicht vor der Drohkulisse zu kapitulieren, dass sich gewaltbereite Fans in Favoriten austoben könnten, nur weil ihnen das Stadion nicht passt. Schließlich hätte es ja im Frühjahr auch ein ganz normales Derby in der Generali-Arena gegeben, wenn Rapid besser in Form gewesen wäre. Selbstverständlich mit Rapid-Anhang - oder wollen wir Wiener Derbys künftig nur noch ohne Auswärtsfans?