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Staatsministerin der Gamer

Von Alexander U. Mathé

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Dass Computerspielen längst ein integraler Bestandteil der modernen Gesellschaft ist, ist ja nichts Neues. Jeder zweite Deutsche zockt regelmäßig, 4,9 Millionen der 8,8 Millionen Österreicher sind Videospieler. Doch wenn eine Staatsministerin im Stile einer Cosplayerin - also als Spielfigur verkleideter Videospielfan - bei der Verleihung des deutschen Computerspielpreises aufmarschiert, sorgt das trotzdem für Furore. Zumal, wenn es sich nicht um eine Liberale handelt, die gerade dem Teenager-Alter entwachsen ist: Dorothee Bär ist eine geeichte 40-jährige CSUlerin. Der Auftritt im hautengen Latex-Kostüm (entworfen von einer Österreicherin) bescherte der deutschen Staatsministerin für Digitalisierung ambivalente Reaktionen. Die Tageszeitung die "Welt" titelte: "Bravo, Frau Bär! In Deutschland siegt viel zu oft das Mittelmaß." Die Berliner Zeitung wiederum bezeichnete den Auftritt als "Gummi-Gate". Das staatssekretäriale Amt (bzw. staatsministeriale, wie es in Deutschland heißt) ist ja generell nicht das öffentlichkeitswirksamste. Immer wieder schaffen es Staatssekretäre, an- und abzutreten, ohne, dass das jemandem groß aufgefallen wäre. Bär hingegen sorgt immer wieder für Aufsehen. Nicht nur wenn sie sich in Latex wirft, sondern auch mit Aussagen, an denen noch Ecken und Kanten dran sind. Im linken Lager gab es Aufschreie, als sie sagte, dass Gendern eine Vergewaltigung der Sprache sei. Rechte wiederum fanden es gar nicht amüsant, als sie erklärte, dass sie sich nach Amerika wünsche, wenn sie deutsche Twitteranten sehe. Ihr Amt hat sie als Befürworterin einer Computerspielförderung angetreten. Und die hat die Politikerin, die Spiele wie die Fußballsimulation "Fifa 19" spielt, auch durchgesetzt. Erstmals ist dieses Jahr im deutschen Budget eine Computerspielförderung in Höhe von 50 Millionen Euro pro Jahr enthalten - anvisiert sind 100 Millionen. Damit beschreitet die Bundesrepublik einen Weg, den Länder wie Großbritannien und Frankreich längst eingeschlagen haben. "Computerspiele machen nicht nur Spaß", schrieb sie im Magazin "Focus". Sie schaffen auch die Basis für Anwendungen einer zukunftsfähigen Infrastruktur. Den Deutschen Computerspielpreis will sie "zu einem wichtigen Teil unserer modernen Gesellschaft" machen. Der geriet dieses Jahr zwar wegen schlechter Scherze der Moderatorin in die Kritik. Für die nötige Aufmerksamkeit ist aber schon gesorgt.