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Fair oder blöd?

Von Christian Mayr

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Marcelo Bielsa wird derzeit quer über den Globus für seine Fair-Play-Aktion gefeiert - schließlich kommt es im Profifußball praktisch nie vor, dass ein Trainer einem Gegner ein Tor schenkt. Dem Kuriosum vorausgegangen war eine unklare respektive unsportliche Situation in der britischen Zweitliga-Partie: Ein Aston-Villa-Profi lag vermeintlich verletzt auf dem Boden, manche Spieler wollten den Ball im Out haben, einige Leeds-Spieler kickten jedoch unentwegt weiter - und plötzlich stand es 1:0 für die Elf von Bielsa. Der Argentinier war dann aber so fair (oder doch blöd?), seine Spieler anzuweisen, die Gegner nicht zu attackieren, um ihnen den Ausgleich zu ermöglichen. Am Ende konnten beide mit dem 1:1 gut leben, weil sie nun im Play-off um den dritten Aufstiegsplatz in die Premier League rittern können. So gesehen relativiert sich das Geschenk des Leeds-Trainers auch, weil selbst ein Sieg in der vorletzten Runde nichts gebracht hätte. Das war vor gut 20 Jahren bei der Wiener Austria anders: Als Stürmer Christian Mayrleb in einen fairerweise zurückgegebenen Ball sprintete und gegen Bregenz das Tor machte, gingen die Wogen derart hoch, dass der damalige Austria- und Liga-Boss Frank Stronach höchstpersönlich ein Wiederholungsspiel anordnete. Statt 4:1 für die Violetten hieß es dann im Herbst 2000 2:1 für Bregenz - und die Tabellenführung der Wiener war dahin. Merke: (Tor-)Geschenke muss man sich auch leisten können.