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Frieden ist nie zu politisch

Von Christina Böck

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Schon als vor einem Jahr klar war, dass der Song Contest im Jahr 2019 in Israel ausgetragen werden würde, stellten sich nicht wenige die nervöse Frage, wie es gelingen werde, diese so strikt unpolitische Veranstaltung in diesem politisch hochbrisanten Teil der Welt auszurichten.

In der Nachbetrachtung der Veranstaltung vom Samstag muss man sagen: Es ist gut gelungen. Das lag vor allem an einer erfolgreichen Party-Regie, die eine Show auf die Beine gestellt hat, die alle Bedürfnisse der Song-Contest-Fans nach Nostalgie, schrägen Stars und Alle-lieben-alle-Plattitüden zur Genüge gestillt hat. Störaktionen gab es - wohl auch, weil die European Broadcasting Union da noch weniger Spaß versteht als die Fifa - nicht. Nur Madonnas Auftritt war ein Unsicherheitsfaktor. Und tatsächlich brachte der Popstar eines der gefürchtetesten Requisiten mit auf die Bühne: eine palästinensische Flagge.

Auch die Teilnehmer aus Island zückten palästinensische Banner, worauf ihnen minutenlange Buh-Rufe entgegengellten. Der israelische Sender erwartet nun eine Bestrafung Islands durch die EBU. Warum das bei Madonna nicht passiert sei, fragen sich manche Empörungsbereite im Internet. Nun, vielleicht, weil sie nicht trotzig nach mickrigen Punkten aus reiner Provokationslust agiert hat, sondern die palästinensische gemeinsam mit der israelischen Fahne symbolisch bei einer Handreichung verbunden hat. Frieden darf man sich schon noch wünschen - das ist nie zu politisch.