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Die Realpolitik rettet die WM 2022

Von Christoph Rella

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Die Aufstockung der Fußball-WM 2022 im Wüstenemirat Katar von 32 auf 48 Mannschaften ist also abgesagt. Und niemanden außer Fifa-Boss Gianni Infantino scheint das sonderlich zu stören. Nicht einmal die dem Größenwahn sonst nicht abgeneigten Scheichs am Persischen Golf. Sie haben das Nein zur Aufstockung nun sogar begrüßt. Es sei, wie eine Analyse mit der Fifa ergeben habe, wegen des hohen Zeitdrucks einfach nicht machbar gewesen, hieß es.

Nun, das ist freilich nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich hätte Katar, um die zusätzlichen 16 Teams (samt Stab und Fans) in Stadien und Hotels unterzubringen, einen Partner gebraucht - der war angesichts der politisch angespannten Lage aber nicht in Sicht. Infrage gekommen wären höchstens die einzigen beiden Länder, mit denen Katar aktuell nicht zerstritten ist - Kuwait und der Oman. Allerdings sahen sich die Scheichs dort in der kurzen Zeit nicht in der Lage, die dafür nötige Infrastruktur zu schaffen. Auch gut, wird man sich in Doha gedacht haben. Besser eine WM mit nur 32 Mannschaften, als sich mit dem Feind zusammensetzen und am Ende vielleicht noch den Kuchen teilen zu müssen.

Was den Kataris also offenbar ganz genehm ist, ist für Infantino freilich ein Rückschlag, zählte doch die WM-Aufstockung zu seinen Lieblingsprojekten. Aber auch wenn der Fifa so viel Geld durch die Lappen geht, so ist es gut für den Sport. Weil Infantino jetzt die Zeit hat, sich endlich um wichtigere Baustellen (Global Nations League, Klub-WM) zu kümmern. Weil die WM durch die Massenteilnahme schwächerer Länder nicht "verwässert" wird. Und weil dem Größenwahn Einhalt geboten wird. Dass die Karten des ÖFB-Teams für eine erfolgreiche Qualifikation damit nicht besser werden, steht auf einem anderen Blatt. Dafür wäre sie auch ehrlicher erworben.