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Bestattung auf dem Komposthaufen

Von Alexander U. Mathé

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Der US-Bundesstaat Washington hat diese Woche eine neue Form der Beerdigung legalisiert.


Den eben verstorbenen Onkel Peppi einfach als Blumendünger im Garten verwenden? Katrina Spade will das in den USA möglich machen. Anstatt Verstorbene im Sarg zu begraben oder zu verbrennen möchte die 41-Jährige schon bald eine dritte Möglichkeit bieten: Bestattung durch Kompostierung. Die Pläne dafür hat die amerikanische Architektin bereits fix und fertig ausgearbeitet. In einem speziell entworfenen Hochspeicher befinden sich auf der obersten Etage überdimensionale Bienenwaben. In die werden die Leichen bei der Trauerfeier gebettet und mit Mulch und Sägemehl zugeschüttet. Danach wird die Wabe verschlossen und es schlägt die Stunde der Mikroorganismen, die den Körper zersetzen. "Am Ende des Prozesses bleibt weiche, hervorragende Erde übrig", erklärt Spade - beste Erde wie man sie auch im Fachmarkt erhalte. Die Menge ist etwas weniger als ein Kubikmeter, was schon ganz ordentlich ist. Die Ede wird den Angehörigen übergeben und die Wabe ist frei für den nächsten. Alles bereits getestet: Die Universität von Washington hat mit Todkranken, die sich für die posthume Kompostierung zur Verfügung gestellt haben, eine Studie durchgeführt. Resultat: Dank einer ausgeklügelten Mischung von Kohlen-, Wasser- und Stickstoff sowie Feuchtigkeit wird der ganze Körper innerhalb von einem Monat zersetzt. Knochen und Zähne inklusive. Das ist wichtig, schließlich will man ja am Ende nicht Onkel Peppis Backenzähne aus dem Blumenbeet kletzeln. Wer selbst keinen Garten hat, kann die Erde auch in einem Naturpark verstreuen lassen. Kostenpunkt: knapp 5000 Euro. Was für den einen unwürdig und makaber klingt, hat offenbar das Potenzial, hippe Städter anzuziehen. Zumindest lässt der ursprüngliche Name von Spades Unternehmen darauf schließen: "Urban Death Project". Inzwischen heißt es "Recompose". Spade will auch mit Umweltbewusstsein punkten, schließlich spart man Heizenergie fürs Krematorium, außerdem werden weniger Treibhausgase freigesetzt. "Die Idee, auf diese Weise unmittelbar zur Natur und in den Kreislauf von Leben und Tod zurückzukehren, ist eigentlich sehr schön", erklärt Spade. Weniger begeistert ist die katholische Kirche. Die Bischofskonferenz des Bundesstaates Washington kritisierte die Methode, weil sie dem Verstorbenen nicht den nötigen Respekt entgegenbringe. Die Politiker teilen diese Ansicht offensichtlich nicht. Der Gouverneur von Washington unterzeichnete am Dienstag ein Gesetz, das das Kompostieren von Leichnamen erlaubt. Das sei umweltfreundlich und kostengünstig. Der Kongress des Bundesstaates hatte zuvor mit großer Mehrheit für das Gesetz gestimmt. Es tritt im Mai 2020 in Kraft. Dann wird auch Katrina Spade die Produktion von Angehörigen-Erde aufnehmen.