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Mailänder Scala: Cecilia Bartolis barocke Revanche

Von Christoph Irrgeher

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"Die besten Freunde kommen oft, ganz überraschend, unverhofft", hieß es einmal in einer Fernseh-Werbung. Die besten Freunde können aber auch plötzlich verschwinden. Eine solche Empfindung scheint Cecilia Bartoli, Opernstar aus Rom, zu belasten. Seit Jahren verbindet sie eine Arbeitspartnerschaft mit Alexander Pereira. 2010 - der Österreicher war angehender Chef der Salzburger Festspiele - gewann er sie für die Leitung der Pfingstfestspiele. 2014 - Pereira stand vor der Übernahme der Mailänder Scala - bewog er Bartoli zur Rückkehr an jene Bühne, an der sie ausgepfiffen worden war. Spätestens seit diesem Pakt dürfte kein Notenblatt mehr zwischen die beiden gepasst haben.

Nun aber droht dem 71-jährigen Pereira der Ruhestand: Sein Scala-Vertrag wird nicht über 2020 hinaus verlängert; Wiens Staatsopernchef Dominique Meyer dürfte der Nachfolger sein. Bartoli reagierte scharf: Sie strich drei Scala-Premieren. Ein Weitermachen sei ihr unter den gegebenen Umständen unmöglich, hieß es.

Nun sind der Bartoli Emotionen unbenommen. Ihre Entscheidung wirkt trotzdem überzogen. Erstens wird Pereira nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgesägt, sondern nach einer abgelaufenen Amtszeit verabschiedet. Zweitens strafen diese Absagen weniger das Haus als ein Publikum, das für Bartolis Herbst-Premiere schon Karten kaufen konnte. Drittens riecht das Ganze streng nach Racheakt. Ein solcher mag in Bartolis Kerngeschäft, der Barockoper, alltäglich sein. In der Realität macht er keinen schlanken Fuß.