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Zurück zu den Wurzeln der Gigantomanie

Von Christian Mayr

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Zurück zu den Wurzeln oder größer, gigantischer, teurer? In zwei entgegengesetzte Richtungen scheint die Sportwelt aktuell bei Großveranstaltungen unterwegs zu sein. So haben sich die Olympischen Spiele nach Kostenexzessen wie 2014 in Sotschi, Korruptionismus und Bevölkerungsaufständen eine Abspeckkur verordnet, die erstmals 2026 bei den soeben vergebenen Winterspielen in Mailand greifen soll: mit kurzen Wegen, einem Mini-Budget und vorhandener Infrastruktur. In ganz anderer Richtung unterwegs ist indes die Fußball-WM, die just 2026 erstmals als Mammut-WM mit 48 (statt 32) Teams stattfinden und gleich drei Großstaaten - USA, Kanada und Mexiko - einbeziehen soll. Sparen hier, Gewinnmaximierung da. Dass sich Letzteres eher durchsetzen wird, zeigt die am Donnerstag bekannt gewordene WM-Bewerbung für 2034, bei der Australien und Indonesien antreten wollen. Alternativ erwägt Indonesien aber auch eine Kandidatur mit gleich neun anderen Staaten aus dem südostasiatischen Raum - damit bekäme die vielzitierte XXL-WM eine ganz neue Bedeutung. Interessant ist, dass genau das auch die olympische Reformagenda 2020 vorsieht, nämlich Bewerbungen von ganzen Regionen, mehreren Städten oder gar Ländern. So gesehen wird erst zu beweisen sein, dass ein Zurück-zu-den-Wurzeln auch ein Abspecken in finanzieller Hinsicht meint, zumal der neue olympische Rekordsponsorvertrag (drei Milliarden Dollar) sowie immer mehr Sportarten kein echtes Gesundschrumpfen vermuten lassen. Und bei den kommenden Sommerspielen in den Metropolen Tokio (2020), Paris (2024) und Los Angeles (2028) werden ganz sicher - schon allein aus Marketinggründen - neue Rekorde unter den fünf Ringen aufgestellt werden. Und zwar ganz sicher keine bloß sportlichen.