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Kultureller Krieg um Drag Queens

Von Bernhard Baumgartner

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Das hat sich ProSieben anders vorgestellt. Der deutsche Privatsender hatte einen deutschen Ableger der erfolgreichen US-Show "RuPaul’s Drag Race" angekündigt, einer Art Schönheitswettbewerb für Drag Queens. "Queen of Drags" soll die Sendung heißen - und sollte eigentlich das tolerante Image des Senders unterstreichen. Allerdings ist die Stimmung in der Szene bereits jetzt auf dem Nullpunkt. Der Grund dafür ist die Moderatorin, Heidi Klum. Jener TV-Brutalo also, der schon bei "Germany’s Next Topmodel" gezeigt hat, dass sie mit den Kandidatinnen härter ins Gericht geht als Guido Maria Kretschmer wenn sich eine "Shopping Queen" irrtümlich für ein grünes Kleid entscheidet. Klar, dass sich potenzielle Kandidatinnen das heteronormative Klum-Fallbeil nicht antun wollen. Vielmehr verlangt man, dass eine Drag Queen die Moderation übernimmt. Die Berliner Szenegrößen Ryan Stecken und Margot Schlönzke haben daher eine Petition gestartet: "Wir sehen es als problematisch an, dass eine heteronormative weiße Frau, die bisher keinerlei nennenswerte Verbindung zur Drag-Community hatte und bisher auch nicht das Leben einer Drag gelebt hat, nun der deutschen Version der wahrscheinlich erfolgreichsten queeren Sendereihe vorsitzen soll und damit Geld verdienen wird." Das sei "kulturelle Aneignung" und "kultureller Missbrauch". Zudem es Alternativen gäbe, etwa die Szene-Legenden Lilo Wanders, Hella von Sinnen oder Harald Glööckler. Oder Guido Maria Kretschmer. Nur bitte: kein Grün.