Zum Hauptinhalt springen

Ritterschlag auf grünem Rasen

Von Christoph Rella

Kommentare

Schön langsam könnte man der wiederkehrenden Siegernamen überdrüssig werden, lautete die Kritik kürzlich an dieser Stelle. Wollen wir wirklich immer nur Marcel Hirscher, Lewis Hamilton, Cristiano Ronaldo oder - wie es bei den jüngsten Grand-Slam-Turnieren der Fall war - Novak Djoković oder Rafael Nadal jubeln sehen? Nun, so ernst gemeint die Kritik auch war, umso mehr muss sie heute mit Blick aufs Tennis revidiert werden. Schließlich war das, was die beiden Wimbledon-Finalisten Djoković und Roger Federer am Sonntag ablieferten, Sport von bester Qualität und eine Leistung, wie man sie wohl nur auf der Ebene des ewigen Sieger-Trios Djoković-Nadal-Federer findet. Zurecht war hier daher auch vom "größten Finalspiel aller Zeiten" die Rede. 4:57 Stunden - so lang wie noch nie bei einem Grand Slam - rangen der Serbe und der Schweizer darum, den begehrten Challenge-Cup aus den Händen von Herzogin Kate empfangen zu dürfen. Dabei erstaunte nicht nur die Dauer, sondern auch die Art, mit der dieser Kampf geführt wurde. Gleich drei Sätze endeten im Tiebreak, wobei der letzte und entscheidende Satz bis zum bitteren Ende gespielt wurde. Als es 12:12 stand, sorgte das neue Reglement für Erlösung, indem es Djoković die Gelegenheit zum "Golden Goal" und damit zum fünften Titel in London gab. Dass Federer, der den Pokal ebenso verdient hätte, fair gratulierte, bestätigte der ritterliche Würde des Turniers. So gesehen war es schon in Ordnung, dass wieder einer der üblichen Verdächtigen gewonnen hat. Ausnahmsweise.