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Wer bitte braucht schon Hanoi?

Von Christoph Rella

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Der Motorsport war schon immer Teil der deutschen DNA: Hier, in Mühlberg bei Karlsruhe, wurde 1886 von einem gewissen Carl Benz das erste Automobil mit Verbrennungsmotor konstruiert; fand in Bad Homburg 1904 eines der ersten Autorennen Europas statt; ließ schon Kaiser Wilhelm 1913 geeignete Plätze für den Bau einer Rennstrecke ausloten, die dann schließlich in die Errichtung moderner Kurse in Berlin (1921), Nürburg (1927) und Hockenheim (1932) mündeten; und zeigte ab 1934 Mercedes-Benz der Welt vor, was im Motorsport technisch so alles möglich ist.

Ohne Deutschland gäbe es die Formel 1 also wohl nicht. Seit ihrer Gründung 1950 haben Deutsche in der Königsklasse kräftig mitgemischt - als Piloten, Konstrukteure, Funktionäre und freilich als Ausrichter. Es verging zwischen 1951 und 2018 keine einzige Rennsaison ohne Grand Prix auf deutschem Boden, lange Zeit gab es sogar zwei - bis dann die Insolvenz des Nürburgrings 2012 langsam den Niedergang einleitete und dazu führte, dass Deutschland 2020 das erste Mal seit fast 70 Jahren nicht mehr als Formel-1-Gastgeber fungieren könnte. Denn wird für den schon länger finanziell angeschlagenen Hockenheimring - was sich leider abzeichnet - keine gute Lösung gefunden, hätte das Folgen.

Angesichts der Geschichte und der Leistungen, die Deutschland auf dem Gebiet des Motorsports erbracht hat, wäre es nicht nur schade, sondern peinlich, würde die Formel 1 nun einen Bogen um das Land von Benz und Michael Schumacher machen müssen. Nürburg und Hockenheim sind nun einmal Teil der DNA der Formel 1. Und nicht etwa Hanoi.