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Lieber Olympia statt Fortnite

Von Christoph Rella

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Die Älteren unter den Millennials werden sich noch mit Wehmut an das 1991 erschienene Computerspiel "Winter Challenge" aus dem Hause Accolade erinnern. Hatte man einmal den Einstieg hinter sich gebracht, galt es bei fiktiven Olympischen Winterspielen durch rasch wiederholtes Tastendrücken ("Button-Mashing"), dem eigenen Athleten in sieben Disziplinen (wie Abfahrt, Skispringen oder Biathlon) zum Sieg zu verhelfen.

Dabei waren Fingerspitzengefühl, Konzentration, Streckenkenntnis und Reaktionsvermögen gefragt. Das Schlimmste, das einem bei dem Spiel zustoßen konnte, war ein Köpfler in den Schnee, der neidvolle Blick des unterlegenen Bruders oder jener des zornigen Vaters, der das Klicken der Tasten nicht mehr ertragen wollte.

Christoph Rella ist Sport-Redakteur bei der "Wiener Zeitung".

Heute, 30 Jahre später, hat sich das Spielen auf dem Computer in ein Geschäftsmodell und eine Art Sport mit Millionen "Athleten" und noch mehr Fans verwandelt. Die jüngste WM des Videospiels "Fortnite" in New York, wo knapp 200 Teilnehmer vor Tausenden Anhängern live um Preisgelder in der Höhe von 27 Millionen Euro spielten, beweist das. Dabei durfte sich auch ein Österreicher über einen Millionenscheck freuen, ob der 17-Jährige für das Geld auch wirklich etwas "geleistet" hat, ist hingegen umstritten.

Als Veteran der "Winter Challenge" muss man das wohl bejahen. Die Frage ist nur, ob man Konzentration und Kreativität mit dem Sammeln von Waffen und "Töten" von anderen Mitspielern unter Beweis stellen muss? Handwerklich sicher eine tolle Leistung, aber gefühlsmäßig? Dann doch lieber Olympia . . .