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Hundert, das neue Siebzig?

Von Bernhard Baumgartner

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Erst in der Vorwoche sorgte eine Meldung für Aufsehen, dass ein deutsches Altersheim jährlich einen sehr ungewöhnlichen Seniorenausflug mit seinen Bewohnern macht: zum legendären Heavy-Metal-Festival in Wacken. Die Senioren gehen dort angesichts des Gebotenen voll auf, heißt es. Nun hat ein 99-jähriger Ire das Publikum bei einem internationalen Tango-Wettbewerb in Argentinien begeistert: Mit weißem Jackett, schwarzer Hose und Krawatte tanzte James McManus am Dienstag mit einer argentinischen Partnerin seinen Tango in der ersten Qualifikationsrunde, wie das Festival mitteilte. Er heimste den größten Applaus von allen Tänzern ein.

"Tango verschafft mir viel Freude. Tanzen ist gesellschaftlich sehr wichtig", sagte McManus. Interessant dabei: Der 99-Jährige hatte erst 2002 (also bereits mit deutlich über 80) mit dem Tango-Tanzen begonnen. Seine Reise von Irland nach Südamerika war ihm sogar extra von irischen Tango-Fans finanziert worden, die James seinen Auftritt ermöglichen wollten.

Etwas Neues lernen mit über 80? Sich einer neuen Musikrichtung öffnen, die für ihren ausgesprochen legeren Umgang mit dem Thema Tod bekannt ist? Warum eigentlich nicht. Alte Menschen agieren heute oft viel jünger und weitaus mobiler und aktiver als ihre Altersgenossen von vor 30 Jahren. Das ist eine schöne, positive Entwicklung. Denn von einer Ressource hat man im letzten Lebensdrittel oft viel mehr als davor: Zeit. Schön, wenn man diese mit Freude füllen kann.