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EU-Supergirl mit schlechten Chancen

Von Alexander U. Mathé

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Madeleina Kay ist das extravagante Gesicht der Gegner des Brexit.


Ihr Spitzname ist EU-Supergirl. 2018 hat sie die Auszeichnung als Jungeuropäerin des Jahres von der Schwarzkopf-Stiftung erhalten und doch kennt sie kaum jemand außerhalb Englands. Dort, allerdings, ist Madeleina Kay bekannt wie ein bunter Hund. Seit drei Jahren engagiert sie sich für einen Verbleib Großbritanniens bei der EU und ist so zum Gesicht des Anti-Brexit-Protests geworden. Und dieses Gesicht ist - so wie ihre gesamte Erscheinung - schillernd. Denn Kay kostümiert sich bei ihren Auftritten gerne. Typischerweise trägt die peroxidierte 25-Jährige mit blauer Tolle eine Union-Jack-Jacke und darunter ein blaues Superwoman-Top. Dessen "S"-Symbol ist mit gelben EU-Sternen gesäumt. Begonnen hat alles am 23. Juni 2016. Da stimmten die Briten für den Austritt aus der EU. Bis dahin sei ihr gar nicht bewusst gewesen, was die Union überhaupt für Großbritannien leistet, sagte Kay gegenüber dem Webmagazin der Jungen Europäischen Föderalisten. Zwar habe die Tochter eines Universitätsdozenten für den Verbleib gestimmt, das sei aber mehr der Geisteshaltung ihrer Eltern zu verdanken gewesen. Doch je mehr sie sich mit dem Thema auseinandersetzte, umso mehr wurde ihr die Wichtigkeit der EU bewusst. Beseelt von den neuen Erkenntnissen, hängte sie ihr Studium der Landschaftsarchitektur an den Nagel und begann politisch aktiv zu werden. Um sich das leisten zu können, startete sie ein Crowd-funding und sammelte rund 20.000 Pfund (22.000 Euro), um als Vollzeit-Aktivistin für einen Verbleib des Landes in der EU zu kämpfen. Seither spielt Kay die gesamte Medientastatur: Von Kinderbüchern ("Theresa Maybe in Brexitland") bis hin zu den mehr als 30.000 Menschen, die ihr auf Twitter folgen, ist alles dabei. Sie hält Vorträge, singt Lieder, tritt im Fernsehen und auf der Straße auf - alles mit dem Ziel, den Austritt Englands doch noch zu verhindern. Zu ihren bekanntesten Songs gehören "I think we should stay" ("Ich denke, wir sollten bleiben") und "You don’t know what you’ve got until it’s gone" ("Du weißt nicht, was du hast, bis es weg ist"). Von den "Brexiteers" blieb das nette und friedfertige EU-Supergirl lange Zeit unbehelligt. Das hat sich inzwischen geändert. Sie sei eine Landesspalterin, sagen Kritiker, die ihr vorwerfen, das Resultat eines legalen Referendums zu bekämpfen. Die Aluhut-Fraktion wiederum ist überzeugt davon, dass sie vom ungarisch-amerikanischen Milliardär George Soros finanziert werde. Die Buchmacher räumen ihrem Ansinnen wenig Chancen ein. Für die Wette auf ein zweites Brexit-Referendum (unabhängig von dessen Ausgang) geben die englischen Buchmacher eine Quote von 20/1. Die Chancen für einen No-Deal-Brexit sind hingegen gestiegen und halten bei 11/10.